Tübingen

Schildbürgerstreich

Tübingen bekommt irgendwann seine erste Radwegbrücke – parallel zur Steinlachbrücke (8. März).

09.03.2017

Von Ernst Gumrich, Tübingen

Wir sollten akzeptieren, dass Fahrradfahrer und Fußgänger sich ähnlicher sind als beide glauben. Überall auf der Welt laufen und fahren sie, wo es ihnen am schnellsten und bequemsten erscheint. Eine gute Stadtplanung akzeptiert das und gibt ihnen diese Wege freiwillig.

Von der Innenstadt zur Blauen Brücke fahren und gehen sehr viele Fahrradfahrer und Fußgänger statt entlang der Friedrichstraße lieber direkt durch die Wöhrd-straße. Es erscheint ihnen als schneller. Dort kommen die Fußgänger zukünftig beim Casino zur neuen „Fahrradbrücke“. Sie dürfen sie aber nicht betreten, obwohl in direkter Linie vor ihnen die Blaue Brücke liegt. „STOP, verboten: Fußgänger, geht hoch zur Autobrücke, da ist Euer Weg!“

Für 3 bis 5 Prozent der Gesamtinvestition könnten wir die neue Zusatzbrücke so breit bauen, dass zwei Fahrradstreifen und ein separater für Fußgänger Platz hätten. Für Fußgänger und Räder sicher! Aber nein, die neue Brücke soll jetzt ein Prestigeobjekt werden und sie muss deshalb allein den Fahrradfahrern gehören.

Heute haben wir bereits eine zu enge und brandgefährliche Brücke über das Stauwehr. Offiziell nur für Fußgänger, nutzen sie ständig beide! Jetzt bauen wir – gegen die Stimmen der Tübinger Liste – die zweite bei der Blauen Brücke wieder zu schmal: Diesmal umgekehrt „Nur für Fahrräder!“ Beide Verbote klappen doch schlicht nicht!

Ein Paar zu enge Schuhe für 95 Euro statt gut passende für 100 Euro zu kaufen: Für uns ist das ein arger Schildbürgerstreich.