Kundgebung für Raif Badawi und Meinungsfreiheit

Rückhalt für Ensaf Haidar bei der bislang größten Mahnwache

Rund 300 Menschen stehen auf dem Holzmarkt, als Ensaf Haidar das Mikrofon in die Hand nimmt. „Vielen Dank, dass Sie meinen Mann über so viele Jahre nicht vergessen haben“, sagt sie mit ruhiger Stimme und auf Arabisch, ein Dolmetscher übersetzt.

18.06.2017

Von far

„ Fünf Jahre reichen. Wir sind des Wartens müde.“ Fünf Jahre ist es her, dass Haidars Mann Raif Badawi in Saudi-Arabien verhaftet wurde, weil er sich für das Recht auf freie Meinungsäußerung eingesetzt hatte. Fünf Jahre, in denen weder Haidar noch ihre Kinder Badawi gesehen haben. Seit Anfang 2015 versammeln sich Tübinger allwöchentlich auf dem Holzmarkt und fordern die Freilassung des Bloggers. Die Mahnwache am Samstag war die bislang größte. Der Initiator der Versammlungen, Max Steinacher, sprach seine Hoffnung aus, dass Badawi tatsächlich bald freikommen könnte: „Es ist Tradition in muslimischen Ländern, dass am Ende des Ramadan Gefangene begnadigt werden.“ Gemeinderat Ernst Gumrich betonte die Wichtigkeit von Initiativen, die sich für freiheitliche Werte einsetzen: „Wir müssen die Meinungsfreiheit verteidigen, sie ist in Gefahr.“ Und Christopher Gohl vom Weltethos-Institut sicherte Ensaf Haidar die Unterstützung Tübingens zu: „Uns berührt Ihr Schicksal, Tübingen steht auch weiterhin auf für Raif Badawi.“ Ensaf Haidar kamen angesichts von so viel Rückhalt fast die Tränen, vor allem als abschließend die gesamte Menge „Die Gedanken sind frei“ sang. Der Text war dabei leicht verändert worden, an Ende der ersten beiden Strophen hieß es nun: „Die Meinung ist frei.“