Volleyball-Bundesliga

Risiko lohnt sich in Rottenburg

Im ersten Satz hält der TV Rottenburg noch gut mit. Danach nicht mehr und verliert vor 2100 Zuschauern gegen den TV Bühl 0:3 (24:26, 19:25, 20:25).

12.11.2017

Von Tobias Zug

TVR-Manager Philipp Vollmer war schier begeistert. „Eine geil volle Halle“, sagte er während des dritten Satzes und schaute glücklich auf die Ränge, die bei offiziell 2100 Zuschauern weniger rosa Lücken aufzeigte als sonst. Und auch was das Engagement der Rottenburger Spieler betrifft, welches er beim Pokalspiel am Mittwoch noch kritisierte: „Heute gibt es nichts zu meckern.“ Außer vielleicht, dass die Rottenburger wieder verloren haben, und das mit 0:3 auch deutlich. Sodass am Ende ein paar der 50 Bühler Fans das Badener Lied anstimmten.

„Ich denke, wir waren heute klar besser“, sagte Bühls Trainer Ruben Wolochin. Seine Mannschaft hatte im Württemberg-Baden-Derby nur im ersten Satz durchgehend Probleme mit den Rottenburgern. Da führten die Bühler zwar fast immer, der TVR blieb aber zäh und immer dran. Als Paul Henning zum 18:18 ausglich, johlten die Zuschauer, Wolochin nahm eine Auszeit. Bühl geht mit 22:20 in Führung, der TVR schafft den Ausgleich, Wolochin nimmt die zweite Auszeit.

Erster Japaner der Liga begeistert

Es bleibt spannend, beim ersten Satzball von Bühl gleicht TVR-Mittelblocker Lars Wilmsen aus. Es wurde hektisch. TVR-Diagonaler Ferenc Németh wollte schon zur Einwechslung das Nummerntäfelchen holen, da hielt ihn sein wild fuchtelnder Trainer Hans Peter Müller-Angstenberger zurück. Németh blieb draußen, Masahiro Yanagida und Magloire Nzeza punkteten für Bühl – und zum Satzsieg.

Das war’s an Spannung. Danach durften die Zuschauer sich an Bühls Masahiro Yanagida erfreuen, dem ersten Japaner in der Bundesliga, wenn der fast stehend in der Luft die Bälle den Rottenburgern aufs Feld donnerte. Der TVR hatte zwar auch seine guten Phasen, doch die Bisons-Spieler wie Tim Stöhr oder der Diagonalspieler Iurii Kruzhkov waren einfach besser. Zumal die Rottenburger immer noch in der Annahme schwächelten – nach dem Tabellenletzten Bergische Volleys haben die Rottenburger dort die schlechtesten Statistikwerte (42,0% perfekte oder gute Annahme).

„Das wussten wir, deshalb haben wir heute sehr risikoreich aufgeschlagen“, sagte Bühls Trainer Wolochin, „und die Spieler waren sehr aggressiv, das war wichtig.“ Seinen Kollegen Hans Peter Müller-Angstenberger trieben während des Spiels viele umstrittene und fragwürdige Schiedsrichter-Entscheidungen teils an den Wahnsinn. Danach sinnierte er über seine Spieler, die wie Németh nicht ihr bekanntes Leistungsvermögen haben: „Wir müssen die Realitäten annehmen,“ sagte Müller-Angstenberger, „die Mannschaft weiß nicht richtig, wo sie steht. Im Training macht sie mehr gute Dinge als im Spiel.“

An Rottenburgs Lars Wilmsen und Federico Cipollone vorbei (vorne links) schlägt Bühls Masahiro Yanagida nicht nur hier den Ball. Bild: Ulmer

An Rottenburgs Lars Wilmsen und Federico Cipollone vorbei (vorne links) schlägt Bühls Masahiro Yanagida nicht nur hier den Ball. Bild: Ulmer

Gefeiert von den gegnerischen Fans

Bühler Fans klatschten nach dem Spiel auch Rottenburgs Mittelblocker Lars Wilmsen herzlich ab. Wilmsen redete noch länger mit einigen Anhängern: Vor seinem Wechsel 2014 zum TVR hatte der 24-Jährige ein Jahr in Bühl gespielt. „Von der Mannschaft kenne ich zwar keinen mehr, aber von den Fans noch viele“, sagte er. Umso ärgerlicher für ihn, dass es gegen den Ex-Klub eine Niederlage setzte. „Uns fehlt das letzte Quäntchen Konsequenz,“ sagte Wilmsen, „wir müssen mal lernen, eine Führung zu Anfang durchzubringen.“