RB Leipzig

Rasanter Höhenflug

Für Timo Werner markierte der Abstieg mit dem VfB den totalen Neubeginn. Nun spielt der Nationalstürmer erstmals gegen seinen langjährigen Klub.

21.10.2017

Von WS

Hat bereits fünf Saisontore erzielt: Timo Werner, der 21 Jahre alte Ex-Stuttgarter. Foto: dpa

Hat bereits fünf Saisontore erzielt: Timo Werner, der 21 Jahre alte Ex-Stuttgarter. Foto: dpa

Mit Schmähgesängen muss Timo Werner seit seiner Schwalbe im Schalker Strafraum Ende 2016 immer wieder klarkommen. Im Vergleich dazu war´s eine große Wohltat, wie er in Stuttgart, seiner Heimatstadt, empfangen wurde. Das Publikum feierte den 21-Jährigen Anfang September beim WM-Qualifikationsspiel gegen Norwegen mit Sprechchören.

In der VfB-Jugend wurde Werner ausgebildet, 14 Jahre lang trug er das Trikot mit dem roten Brustring – und bedankte sich bei der 6:0-Gala auf die denkbar schönste Weise für den besonderen Empfang: mit einem Tor-Doppelpack. Bundestrainer Joachim Löw, der ehemalige VfB-Coach, gönnte Timo Werner in der 66. Spielminute dann auch noch einen großen Abgang. Die deutschen Fans verabschiedeten ihn bei der Auswechslung stehend mit Ovationen und tosendem Beifall.

Werner ist hier eine Art verlorener Sohn, geboren in Cannstatt, aufgewachsen in Stuttgart-Münster, zur Schule gegangen am Württemberg-Gymnasium in Untertürkheim. Das sportliche Talent hat der pfeilschnelle Angreifer von seinem Vater Günther Schuh, dem ehemaligen Stürmer der Stuttgarter Kickers mitbekommen. Viele Hoffnungen ruhten auf dem jungen Timo, doch der Druck im Abstiegskampf war zu gewaltig. Werner rannte wie wild an und schoss zu oft daneben. Ganz anders als heute in der neuen Heimat beim Leipziger Hochgeschwindigkeitsfußball.

Marktwert 50 Millionen Euro

Nicht annähernd so erfreulich wie kürzlich beim Länderspiel war deshalb der Abschied im Sommer 2016. Während Führungsspieler wie Kapitän Christian Gentner blieben, um bei der Mission Wiederaufstieg zu helfen, verließ Werner den VfB. Für zehn Millionen wechselte er zu RB Leipzig. Die Stuttgarter arbeiteten sich nur langsam zurück in Richtung erste Liga. Werner startete dagegen sofort zum rasanten Höhenflug und feierte schließlich mit dem Vizemeister den Einzug in die Champions League. Er war in 31 von 34 Spielen im Einsatz, erzielte 21 Treffer und avancierte zum viertbesten Bundesliga-Torjäger. Zudem schaffte er den Sprung ins A-Team des DFB, spielte sich während des Confed-Cups in die Stammelf und war mit drei Treffern Top-Torjäger.

Sein Ausnahmetalent zeigte sich früh. Mit 17 Jahren und 164 Tagen war Timo Werner der jüngste Bundesliga-Debütant des VfB. Er brachte es auf 95 Partien und 31 Tore. Ein direktes Aufeinandertreffen mit seinem Ex-Klub hat es durch den Abstieg bisher nicht gegeben. Heute ist es so weit. Die Stuttgarter sind zu Gast in Leipzig. Rechtzeitig dazu ist Werner fit geworden. Beim 3:2 in Porto kam er am Dienstagabend nach 75 Minuten von der Bank ins Spiel. Eine Blockade der Halswirbelsäulenmuskulatur und des Kiefergelenks als Folge von Überbelastung hatten eine längere Pause zur Folge. Werner war Ende September bei Besiktas Istanbul angeschlagen ausgewechselt worden, klagte auch über Kreislaufprobleme. Früher als erwartet stand er dann vergangenen Samstag beim 3:2-Erfolg in Dortmund wieder im Kader. Gegen den VfB folgt das Startelf-Comeback. Nun müssen die Stuttgarter ihn irgendwie stoppen. „Ich kann mir nicht vorstellen, woanders zu spielen“ – aus dem ehrlichen Treuebekenntnis zwei Jahre vor dem Abschied wurde in der Abstiegssaison der sehnliche Wunsch nach Veränderung. Werner war die interne Kritik und die Pfiffe der Fans leid. Der Stürmer zog den Schussstrich. Er ging, allerdings ohne jene Kusshand, wie er sie nach Toren dem Publikum zuwirft.

In Leipzig hat er einen Vertrag bis 2020. „Es ist immer schwer zu sagen, wie sich was entwickelt. Aber es gefällt mir bei RB, und es ist auf jeden Fall eine Option zu verlängern“, hat zu Saisonstart gesagt. Schätzungen zufolge hat sich sein Marktwert seitdem verdoppelt – auf 50 Millionen Euro. Er zählt damit zu den fünf wertvollsten deutschen Profis. Nicht nur deshalb: Für Timo Werner lohnt sich Leipzig richtig.

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Erstellt:
21.10.2017, 06:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 52sec
zuletzt aktualisiert: 21.10.2017, 06:00 Uhr

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