Berlinale

Provinz statt Dschungel

Eine Absolventin der Filmakademie in Ludwigsburg legt einen sehenswerten Film vor: „Back for Good“.

11.02.2017

Von MATHIAS PUDDIG

Berlin. Es ist, als hätten RTL und Dieter Kosslick einen Deal: Wenn das Dschungelcamp vorbei ist, beginnt die Berlinale. C-Promis, die kaum einer kennt, reichen Regisseuren, die kaum einer kennt, den Staffelstab weiter – schon seit Jahren. In diesem Jahr allerdings hat eine junge Regisseurin diesen Deal aufgekündigt: Mia Spengler. Die Absolventin der Filmakademie Ludwigsburg, hat am Freitagabend mit ihrem Abschlussfilm „Back for Good“ die Reihe „Perspektive Deutsches Kino“ eröffnet. Darin geht es um einen gescheiterten Trash-TV-Star.

Angie (Kim Riedle) hat gerade einen Entzug hinter sich und plant ihr Comeback. Das Dschungelcamp soll es sein, ihr Manager hat ihren Auftritt dort bereits eingetütet. Glaubt sie zumindest. Doch erstmal muss sie eine Bleibe finden. Als letzte Wahl bleibt die Rückkehr ins heimische Kaff zur pubertierenden Schwester (Leonie Wesselow) und übellaunigen Mutter (Juliane Köhler). „Angela, die Leute lachen über dich, nicht mit dir“, empfängt die Mutter sie vor der Klinik. Zum Glück irrt sie sich.

Denn Mia Spengler ist nicht darauf aus, in „Back for Good“ irgendjemanden vorzuführen. Weder die kleine Schwester, die wegen ihrer Epilepsie einen pinkfarbenen Helm tragen muss und sich obendrein mit Tanzvideos bei Youtube lächerlich macht, noch ihre Mutter, die einen Line-Dance-Verein anführt und den Lebensunterhalt mit Tupperware verdient, und erst recht nicht Angie selbst. Für die kommt es freilich noch schlimmer. Erst platzt ihr Auftritt im Dschungelcamp, dann ereilt ihre Mutter ein Schlaganfall. Sie muss sich um ihre Schwester kümmern – und dabei ihre „Karriere“ nicht vernachlässigen. So lernen die Zuschauer Angie und ihre Umgebung ziemlich gut kennen.

Menschlichkeit und Humor

Spengler zeichnet diese Umgebung mit einer eigenen Handschrift. Dazu gelingt es ihr, jede Pointe mitzunehmen, ohne aus ihren Charakteren Witzfiguren zu machen. Als Zuschauer muss man Angies Handlungen nicht gut und richtig und erst recht nicht klug finden. Aber durch feine Beobachtungen macht es der Film leicht, mit Angie zu fühlen. Dramaturgische Dellen sind da leicht zu verkraften. Schließlich lässt der Film die Zuschauer zwischendurch laut lachen, was beim echten Dschungelcamp in diesem Jahr nur selten der Fall war. Diese Verbindung aus Menschlichkeit und Humor ist es, die „Back for Good“ unbedingt sehenswert macht. Mathias Puddig

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Erstellt:
11.02.2017, 06:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 09sec
zuletzt aktualisiert: 11.02.2017, 06:00 Uhr

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