Tübingen · Forschung

Preis für Max Planck-Direktorin: Was Flagelline bei Darmentzündungen tun

Die Max Planck-Direktorin Ruth Ley erhält den wichtigsten Förderpreis der EU.

15.04.2024

Von uja

Ruth Ley. Bild: MPI

Ruth Ley. Bild: MPI

Die Tübinger Mikrobiom-Forscherin Prof. Ruth Ley erhält einen der begehrtesten Forschungspreise Europas. Der mit bis zu 2,5 Millionen Euro dotierte Advanced Grant wird vom Europäische Forschungsrat verliehen und geht ausschließlich an „etablierte, führende Forscher, die in den letzten zehn Jahren nachweislich bedeutende Forschungsergebnisse erzielt haben“.

Die Max Planck-Direktorin, Nachfolgerin von Nobelpreisträgerin Christiane Nüsslein-Volhard, will mit ihrem Team untersuchen, wie sogenannte „Flagelline“ mit dem menschlichen Immunsystem interagieren.

Flagellin ist ein Proteinbaustein des Flagellums, eines peitschenartigen Anhängsels, mit dem sich Bakterien in ihrer Umgebung bewegen können. Leys Team hat eine neue Klasse von Flagellinen entdeckt, die mit dem Immunsystem interagieren, ohne direkt eine Entzündungsreaktion auszulösen. Trotzdem werden sie mit chronischen Entzündungskrankheiten in Verbindung gebracht, wie etwa Morbus Crohn (CD) und Myalgische Enzephalomyelitis (ME). Wie kommt das? Das will Ley mit den EU-Fördermitteln, über die sie sehr selbstständig verfügen kann, herausfinden.

Durch die Untersuchung der Wechselwirkungen dieser Flagelline und der bakteriellen Besiedlung des Darms mit dem Immunsystem des Wirts hofft Ley, Licht in die Antikörperreaktion und ihre Rolle bei Darmentzündungen und Autoimmunerkrankungen zu bringen. Das Verständnis dieser Zusammenhänge könnte den Weg für die Entwicklung neuer, gezielter Behandlungen für alle Menschen ebnen, die an einer dieser chronischen Entzündungskrankheiten leiden. „Wir freuen uns darauf, die Fortschritte in der Bakteriengenetik zu nutzen, um zu verstehen, wie das Immunsystem auf normale Darmbakterien sowohl bei Gesundheit als auch bei chronischen Entzündungen reagiert“, erklärt Ley.