Länderspiel

Potenzial en masse

Frankreich, heute in Köln Gegner der deutschen Nationalelf, hat ein unglaubliches Angebot an jungen, talentierten Spielern. Für viele ist die „Equipe tricolore“ WM-Favorit in Russland.

14.11.2017

Von GEROLD KNEHR

Torjäger der Extraklasse: Die französischen Angreifer Antoine Griezmann (Nr. 7) und Kylian Mbappé (oben) bejubeln beim 2:0 am Freitag im Freundschaftsspiel gegen Wales einen Treffer. Foto: afp

Torjäger der Extraklasse: Die französischen Angreifer Antoine Griezmann (Nr. 7) und Kylian Mbappé (oben) bejubeln beim 2:0 am Freitag im Freundschaftsspiel gegen Wales einen Treffer. Foto: afp

Köln. Bei der Fußball-Weltmeisterschaft 2014, erinnert sich Bundestrainer Joachim Löw, „da waren die Franzosen gut“. Allerdings waren die Blauen damals noch einen Tick zu grün, wie die 0:1-Niederlage im Viertelfinale im Maracanã-Stadion gegen den späteren Weltmeister zeigte. 2016, fährt Löw fort, „war Frankreich noch besser.“ Und im Torabschluss wesentlich effizienter als die DFB-Auswahl, die sich im EM-Halbfinale in Marseille mit 0:2 geschlagen geben musste.

Seit jenem 7. Juli 2016 ist das Team von Joachim Löw ungeschlagen, hat den Confed-Cup gewonnen und die Spiele um die Qualifikation für die WM 2018 in Russland souverän durchgezogen. Heute (20.45 Uhr/ARD) gibt es ein Wiedersehen mit den Franzosen. „Die haben im Vergleich zu damals nochmals einen Schritt nach vorne gemacht“, ist der Bundestrainer von der Entwicklung der Nachbarn jenseits des Rheins schwer beeindruckt. „Fußballerisch und taktisch sind sie noch ein Stück weit besser geworden.“

Mit seiner Einschätzung steht Löw nicht alleine da. Insbesondere in der Offensive besitzt die Mannschaft von Didier Deschamps eine unglaubliche Qualität. Selbst wenn sie heute nicht zum Vorschein kommen sollte: Frankreich, den Weltmeister von 1998 und den Europameister der Jahre 1984 und 2000, sollte man in Russland auf der Rechnung ganz vorne stehen haben.

Die Besten fehlen heute

Allein die Liste der Spieler, die heute verletzungsbedingt nicht spielen werden, ist beeindruckend. Es fehlt beispielsweise Paul Pogba (24, Manchester United), der bis zu Neymars spektakulärem 222-Millionen-Euro-Wechsel in diesem Sommer zu Paris St. Germain der weltweit teuerste Fußballer war. Nicht dabei ist auch der schnelle Ex-Dortmunder Ousmane Dembélé (20, FC Barcelona), der wie Pogba an einer Oberschenkelverletzung laboriert. N'Golo Kanté (26), der Regisseur beim FC Chelsea, und Benjamin Mendy (23, Manchester City), mit einer Ablösesumme von 58 Millionen Euro teuerster Abwehrspieler der Welt, erweitern die Abwesenheits-Liste. Und auch Torhüter Hugo Lloris (30, Tottenham Hotspur) und Stürmer Olivier Giroud, der beim 2:0-Sieg am Freitag gegen Wales getroffen hatte, müssen heute verletzungsbedingt passen.

Trotz all dieser fehlenden Stars hat Deschamps, der gegen den Weltmeister, wie Kollege Löw auch, experimentieren möchte, noch etliche starke Spieler in seinem heutigen Kader. Allen voran das Traumduo im Angriff, Antoine Griezmann und Kylian Mbappé. Griezmann, Angreifer bei Atlético Madrid, ist den deutschen Fußball-Anhängern als Doppeltorschütze beim EM-Halbfinale 2016 in Erinnerung. Mbappé, wie Neymar im Sommer 2017 zu Paris St. Germain gewechselt, ist erst 18. „Es ist ein großes Glück, so einen Spieler in seinen Reihen zu haben“, sagt Frankreichs Kapitän Blaise Matuidi über den Youngster.

„Frankreich ist eine Top-Nation in Sachen Ausbildung“, weiß Joachim Löw. Aber auch in der Bundesliga gehen einige junge Franzosen zur Schule. Benjamin Pavard beispielsweise bei Aufsteiger VfB Stuttgart. Beim 2:0 gegen Wales kam der 21 Jahre alte Jugend-Nationalspieler in der zweiten Halbzeit zu seinem ersten Einsatz im A-Team. „Es war ein enormes Erlebnis“, schwärmte der auf der rechten Abwehrseite eingesetzte Stuttgarter, der in der 80. Minute zudem Pech hatte: Sein Schuss prallte an den Pfosten.

Ebenfalls Hoffnungen auf eine WM-Teilnahme machen sich zwei Spieler des FC Bayern München. Corentin Tolisso (23), mit 41,5 Millionen Euro Ablösesumme der bislang teuerste Einkauf der Bundesliga-Geschichte, und Kingsley Coman (21), der bei Paris St. Germain ausgebildet wurde.

Das „deutsche Trio“ bei den Franzosen wird hoch motiviert in die heutige Begegnung gehen, so Trainer Deschamps sie denn spielen lässt. Schließlich wollen sie nicht nur die Anhänger in ihrer Wahlheimat überzeugen. Angesichts der hochkarätigen Auswahl in der Equipe tricolore gilt es, sich einen Platz im 23-Mann-Kader für die WM zu erkämpfen. Was angesichts des Potenzials in Frankreich schwer ist.

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Erstellt:
14.11.2017, 06:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 53sec
zuletzt aktualisiert: 14.11.2017, 06:00 Uhr

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