Radsport

Positive Dopingprobe trübt den Tour-Start

André Cardoso, Helfer des umstrittenen Trek-Kapitäns Alberto Contador, wird mit Epo erwischt.

29.06.2017

Von SID

Mit verbotener Substanz erwischt: André Cardoso. Foto: dpa

Mit verbotener Substanz erwischt: André Cardoso. Foto: dpa

Düsseldorf. Bestürzung, Ratlosigkeit, Häme: Die Dopingaffäre um André Cardoso hat die Tour de France schon vor dem Auftakt am Samstag in Düsseldorf kalt erwischt. Was als prächtiges, spektakuläres und vor allem sauberes Radsport-Fest am Rhein geplant war, bringt die Erinnerungen an alte, schlimme Zeiten zurück.

„Wie doof kann man sein, im Jahr 2017 noch Epo zu nehmen?“, sagte der deutsche Radprofi Nikias Arndt und war mit seiner Kritik nicht allein. Simon Geschke, bei Sunweb Arndts Teamkollege, ärgerte sich maßlos: „Es ist schlecht für die Stimmung und einfach super schade.“

Bei Cardoso, Teamkollege des deutschen Radstars John Degenkolb bei Trek-Segafredo, war in der A-Probe positiv auf das Blutdopingmittel Epo getestet worden. Jeglichen Vorsatz dementierte der Portugiese: „Ich bin am Boden zerstört und möchte klarstellen, dass ich nie verbotene Substanzen eingenommen habe. Ich glaube an sauberen Sport und hoffe, die B-Probe spricht mich von jedem Fehlverhalten frei.“

Das Statement des 32-Jährigen, der bei der Frankreich-Rundfahrt als Helfer des spanischen Kapitäns Alberto Contador eingeplant war, liest sich wie ein „Best of“ der tränenreichen Äußerungen unzähliger erwischter Sünder der vergangenen Jahrzehnte. Im Jahr 2017, in dem sich der Radsport geläutert und gesäubert wähnte, wirkt der Fall Cardoso aber völlig unverständlich.

„Wer sich heute noch mit Epo erwischen lässt, ist dumm“, hatte der Heidelberger Molekular-Biologe Werner Franke gesagt. Nicht 2017, sondern bereits 2008. Fast ein Jahrzehnt später wird der erfahrene Cardoso, der seine zwölfte Profisaison im siebten Team fährt, im Training mit der Substanz erwischt. Ein stümperhafter Einzeltäter oder mehr?

Dürres Statement

Für sein Team ist es jedenfalls der GAU, Trek bestreitet die Tour nun mit der Eselskappe. Allerdings zeigte sich die Equipe im Umgang mit dem Fall Cardoso auch nicht allzu souverän. Auf der Homepage ist dieser mit keinem Wort erwähnt, zudem teilte Trek mit, dass sich Cardosos Kollegen um Degenkolb nicht dazu äußern werden. Lediglich in einem dürren Statement zeigte sich das Team erschüttert.

„Wir sind tief betroffen“, hieß es da. Man fahre eine „Null-Toleranz-Politik“, habe „höchste Ethikstandards“, deshalb sei Cardoso sofort suspendiert worden. Es ist das alte Muster: Einem „Huch, wie konnte das denn passieren?“ folgt in der Regel der Verweis auf die Individual-Verantwortung des Fahrers. sid

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Erstellt:
29.06.2017, 06:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 09sec
zuletzt aktualisiert: 29.06.2017, 06:00 Uhr

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