Trotz der Terrorwarnung finden in Belgien Basketballspiele statt - Profis müssen damit umgehen

Polizisten vor der Umkleidekabine

In Belgien wird wegen der Terrorgefahr dazu geraten, große Menschenansammlungen zu meiden. Für Basketball-Profis wie Billy und Jimmy Baron ist das unmöglich, der Liga-Betrieb findet wie gewohnt statt.

27.11.2015

Von SEBASTIAN SCHMID

Für Billy Baron (l.) ist es momentan nicht einfach, sich auf seine Arbeit als Basketball-Profi bei Belgiens Rekordmeister Charleroi zu konzentrieren. Foto: Eibner

Für Billy Baron (l.) ist es momentan nicht einfach, sich auf seine Arbeit als Basketball-Profi bei Belgiens Rekordmeister Charleroi zu konzentrieren. Foto: Eibner

Ulm. Mehrmals täglich erhält Billy Baron von der US-Botschaft eine E-Mail über die Sicherheitslage in Belgien. In jeder Mail wird darauf hingewiesen, dass es aufgrund der Terrorgefahr im Land aktuell besser ist, größere Menschenansammlungen zu meiden. Für Baron ist das unmöglich. Der 24 Jahre alte Amerikaner ist Basketball-Profi beim belgischen Rekordmeister Proximus Spirou Charleroi, und die Saison ist in vollem Gange. "Wie soll ich da größere Menschenmengen meiden?", fragt Baron.

Charleroi liegt nur eine halbe Stunde Autofahrt von Brüssel entfernt, weshalb für die Stadt mit ihren knapp über 200 000 Einwohner ebenfalls die höchste Terrorwarnstufe galt. Anfang der Woche wurden auf der Suche nach den Drahtziehern der Anschläge von Paris nicht nur in Brüssels Stadtteil Molenbeek Wohnungen durchsucht, sondern auch in Charleroi. Als Billy Barons Eltern in den USA den Nachrichtensender CNN einschalteten, sahen sie plötzlich in den News den Ort, in dem nicht nur ihr jüngster Sohn, sondern auch dessen älterer Bruder Jimmy lebt. Der 29-Jährige spielt mit Billy in der Mannschaft und wohnt mit seiner Frau und seinen fünf Monate alten Zwillingstöchter ebenfalls in Charleroi.

"Meine Mama war geschockt, als sie die Bilder auf CNN sah", berichtet Billy. Seitdem ruft Mutter Cindy mehrmals täglich an. "Meine Eltern sehen im TV all diese Bilder: Viel Militär, und Panzer, die durch Brüssel rollen. Sie denken, dass hier momentan Krieg ist", sagt Baron.

Ganz so schlimm sei es nicht, aber auch der Profi-Basketballer merkt, dass der Alltag momentan weit von der Normalität entfernt ist. Am vergangenen Wochenende wurden aufgrund der höchsten Terrorwarnstufe alle Spiele der ersten belgischen Fußball-Liga sowie alle größeren Konzerte abgesagt. Das Topspiel der Basketball-Liga "Scooore League" zwischen Gastgeber Charleroi und dem Dauerrivale Ostende fand am Samstagabend hingegen statt. Knapp 3500 Zuschauer kamen in die Arena, 1000 weniger als sonst. "Trotzdem waren wir plötzlich die größte Veranstaltung in ganz Belgien", sagt Baron.

Entsprechend waren die Sicherheitsmaßnahmen erhöht worden. Wo sonst lediglich ein paar Ordner die Eingänge kontrollieren, standen dieses Mal schwerbewaffnete Polizisten. "Überall war Polizei. Selbst vor unserer Umkleidekabine waren Polizisten", berichtet Billy Baron, der vor der Partie ein mulmiges Gefühl hatte: "Es ist schwer zu beschreiben, wie man sich da fühlt. Man ist im Alltag einfach aufmerksamer, schaut sich öfters mal um und achtet auch auf Kleinigkeiten."

Trotz allem war es für ihn und seinen Bruder keine Frage, Belgien zu verlassen. Der Sport hilft den Barons, die Gefahrenlage zumindest ein wenig zu vergessen. Am Mittwoch gewann Charleroi im Eurocup beim Bundesligisten Ratiopharm Ulm mit 77:76. Billy erzielte dabei 31 Punkte, Jimmy 15. Dass sie für zwei Tage aus Belgien rauskamen, tat allen im Team gut. "Es ist momentan schwer, sich auf den Sport zu konzentrieren. Aber es ist unser Job", sagt Billy Baron. Heute und morgen Abend ist Proximus Spirou im belgischen Pokal erneut im Einsatz. Konzerte finden in Charleroi übrigens noch immer nicht statt.

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Erstellt:
27.11.2015, 08:30 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 32sec
zuletzt aktualisiert: 27.11.2015, 08:30 Uhr

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