Bundestagswahl

Politisch statt populistisch

Der Diözesanrat und die Hauptabteilung „Kirche und Gesellschaft“ der Diözese geben Diskussionshilfen zum Umgang mit Rechtspopulisten.

14.09.2017

Von Ulrich Eisele

„Farbe bekennen für Demokratie und eine offene Gesellschaft“ – mit dieser Initiative werben Mitglieder des Diözesanrates und Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen der Diözese Rottenburg-Stuttgart für christliche Diskussionsformen und aktives Eintreten für die Demokratie. Bild: Diözese

„Farbe bekennen für Demokratie und eine offene Gesellschaft“ – mit dieser Initiative werben Mitglieder des Diözesanrates und Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen der Diözese Rottenburg-Stuttgart für christliche Diskussionsformen und aktives Eintreten für die Demokratie. Bild: Diözese

Wie geht man in der politischen Diskussion mit Meinungsäußerungen um, die Gruppen der Gesellschaft ausschließen wollen, undemokratisch sind oder sogar menschenverachtend? Mit dieser Frage beschäftigten sich seit Mai diesen Jahres die „Hauptabteilung Kirche und Gesellschaft“ der Diözese Rottenburg-Stuttgart und der Diözesanrat, Vertretung der zwei Millionen Katholik(inn)en in Württemberg.

Durch Angriffe gegen Flüchtliche und Hasskommentare im Internet alarmiert, versammelten sich zum Tag des Grundgesetzes (23. Mai) vielerorts Gruppen, um „Farbe“ für die Demokratie zu „bekennen“ (so der gemeinsame Slogan der Kundgebungen). Auch der Diözesanrat beschäftigte sich in seiner Frühjahrs-Sitzung mit der Sorge um die Demokratie, wies aber das Ansinnen einer schnellen Resolution von sich.

Stattdessen entwickelten Mitarbeiter/innen der Diözese in den vergangenen Monaten Leitfäden zum Umgang mit Rechtspopulismus, die im August in einem Sonderheft veröffentlicht wurden und nun auch auf der Internetseite „Farbe bekennen für Demokratie“. Gedacht sind die Argumentationshilfen und Impulse vor allem fürs kirchliche Personal – Priester, Lehrer/innen, Mitarbeiter/innen von kirchlichen Einrichtungen. Aber auch interessierte Bürger/innen können die Broschüren anfordern oder aus dem Internet herunterladen.

Sackgassen meiden

„Ausgangspunkt unserer Initiative war die Frage, wie man politische Diskussionen so führt, dass sie nicht in populistischen Sackgassen enden“, sagt Diözesanratssprecher Johannes Warmbrunn. Viele Menschen würden sich durch plakative Ansagen, dramatische Thesen oder abwertende Bemerkungen allzu schnell überrumpeln lassen. „Wir wünschen uns, dass sie durch unser Online-Angebot in ihren gemäßigten Ansichten bestärkt werden und sich trotzdem Gehör verschaffen können. Christen sollen generell die Prinzipien der Menschenwürde und der Verantwortung für den Nächsten in Diskussionen einbringen“, meint Warmbrunn, „und zwar inhaltlich genauso wie in ihrer Art, zu diskutieren“.

Neben Tipps des Stuttgarter Stadtdekans Christian Hermes, wie man populistische Diskussionstaktiken erkennen und parieren kann, erklärt unter anderem ein Beitrag des Leiters der diözesanen Hauptabteilung „Kirche und Gesellschaft“, Ordinariatsrat Joachim Drumm, was Populismus in heutiger Zeit so attraktiv macht.

Außerdem hilft das Portal, politische Veranstaltungen zu planen – etwa mit einem Konzept für einen „Gesprächsabend für besorgte Bürger“ und mit Hinweisen, wie man eine Diskussion mit Politikern vorbereiten kann. Antworten gibt es auch auf die Frage, woran man sich als Christ in Zeitfragen orientieren kann.

Ergänzt wird der Internetauftritt „Farbe bekennen für Demokratie“ durch zwei gedruckte Produkte. Eine Broschüre „Politisch streiten“ enthält zentrale Beiträge der Internetseite, und ein achtteiliges Spielkarten-Set „Gewissensfragen“ regt spielerisch zur Selbstreflexion an. Wer beispielsweise wolle, dass im Bus deutsch gesprochen werde, solle sich fragen, ob er selbst mit Ausländern redet, heißt es auf einer der Karten.

„Diese simplen Beispiele trainieren die Haltung, nicht über die große Politik zu jammern, sondern als anständige Menschen und aktive Bürger zusammenzuleben. Davon lebt die Demokratie“, meint die Referentin für Öffentlichkeitsarbeit des Diözesanrats, Cäcilia Branz.

Wo man sich informieren kann

Die Homepage „Farbe bekennen für Demokratie“ hatte die diözesane Hauptabteilung „Kirche und Gesellschaft“ zum diesjährigen Tag des Grundgesetzes (23. Mai) eingerichtet. Jetzt wird sie gemeinsam mit dem Diözesanrat mit Themen zu Demokratie und Politik weitergeführt.

Die Adresse der Homepage lautet:“www.farbe-bekennen-fuer-demokratie.info“. Dort findet man unter dem Link „Materialien“ auch die Broschüre „Politisch streiten“ mit den Beiträgen von Christian Hermes und Joachim Drumm, das Spielkartenset „Gewissensfragen“ sowie weitere nützliche Materialien zum Download und Links zu Webseiten.