Tübingen

Pointiert formuliert

Klarstellung zum Reutlinger Auftritt von SPD-Landeschefin Leni Breymaier und ihrem viel kritisierten Merkel-Zitat(„Engelszunge“ auf dem „Reutlinger Blatt“ vom 9. März).

16.03.2017

Von Dorothea Kliche-Behnke, Tübingen

Was? Unsere SPD-Landesvorsitzende Leni Breymaier macht sich lustig über die Figur unserer Bundeskanzlerin? In der Tat: Das wäre sexistisch, und auch ich als Frau fühle mich persönlich angegriffen, wenn jemand über dicke Hintern lästert.

Aber ich komme ins Grübeln. Das passt nicht recht zu der Leni, die ich als Feministin erlebt habe, die dafür eintritt, dass alte Rollenklischees überwunden werden. Und deshalb telefonieren wir, und sie erklärt mir, worum es ihr ging. Sie sagt, dass eine zwanzigjährige junge Frau seit ihrem achten Lebensjahr eine unprätentiöse Frau mit flachen Schuhen und breitem Po an der Spitze des Landes sieht, keine Barbiepuppe. Und dass sie das als gutes Vorbild neben all den Supermodels und Popstars versteht. Weil junge Frauen sehen: Man kann als normal aussehende Frau Macht und Einfluss haben. Jetzt bin ich beruhigt. Diese – etwas pointiert formulierte – Analyse teile ich nämlich.

Dass wir als Sozialdemokratinnen unabhängig von Frau Merkels positiver Vorbildrolle der Meinung sind, nach zwölf Jahren sei es aber mal wieder Zeit für einen sozialdemokratischen Kanzler, wird auch niemanden verwundern. Das liegt unter anderem daran, dass die CDU nun mal nicht gerade die Vorkämpferin für Anliegen der Gleichberechtigung ist.