Post aus Peking

Persönliche Begleitung zum Klo

Seit Donnerstagmorgen sind wir mit der Fußballmannschaft der Uni Tübingen im Reich der Mitte zum World Elite University Football Tournament.

28.06.2017

Von Jonas Frey (24)

Jonas Frey (24) spielt beim Fußball-Verbandsligisten TSG Tübingen, studiert Sport und Mathematik auf Lehramt - und kickt derzeit mit dem Uni-Team bei einem Turnier in Peking (China). Bild: Ulmer

Jonas Frey (24) spielt beim Fußball-Verbandsligisten TSG Tübingen, studiert Sport und Mathematik auf Lehramt - und kickt derzeit mit dem Uni-Team bei einem Turnier in Peking (China). Bild: Ulmer

Dass das Wort Elite nicht bei allen Teams für die fußballerische Qualität steht, haben wir bei unserem ersten Spiel gemerkt; 16:0 besiegten wir University South California. Oliver Glotzmann schoss dabei sieben Tore und wurde daher bei seiner Auswechslung von den vielen einheimischen Fotografen mit „Oli – the Hero“-Rufen gehuldigt.

Das war übrigens nicht der einzige Kantersieg in der Gruppenphase: British Columbia – Peking 10:0, Oxford – Hong Kong 8:0. Heute sind die Viertelfinalbegegnungen, wir treffen um 10 Uhr (MEZ) auf Melbourne. Dann spielen wir auch das erste Mal im eindrucksvollen Stadion auf dem Campus der Tsinghua Universität, die das Turnier ausrichtet. Sowohl das Spiel gegen South California als auch unsere zweite Begegnung mussten wegen des starken Regens die beiden Tage zuvor auf dem Kunstrasen ausgetragen werden.

Drei rote Karten, Eid der Schiris

Gegen Renmin waren wir die ersten 20 Minuten kaum am Ball, die Chinesen, alle 17 oder 18 Jahre alt, trainieren sieben Mal pro Woche zusammen und haben im Vorjahr das Turnier gewonnen. Nach einer halben Stunde stand es trotzdem noch 0:0, worauf einer der Gegner die Nerven verlor und nach einem üblen Tritt ins Gesicht Rot sah. Als wir dann nach 70 Minuten 1:0 in Führung gingen, sahen noch zwei weitere Spieler von Renmin Rot – beide wegen Nachtretens. Am Ende ging’s 4:0 für uns aus.

Pünktlich zu den ersten Spieltagen schlug das Wetter übrigens wieder auf 30 bis 35 Grad um, so dass einem auf dem aufgeheizten Platz beinahe die Fußsohlen weggebrannt sind. Ins Schwitzen sind wir auch bei der Eröffnungsfeier gekommen. Zuschauer waren dabei ins 10 000 Plätze fassende Stadion zwar nicht gekommen, hoch offiziell lief trotzdem alles ab. Alle Teams liefen mit ihrem jeweiligen Banner der Universität ein, um sich danach fein säuberlich in Zweier-Reihen auf dem Rasen zu positionieren. Nach der Vorstellung der 15 chinesischen Hauptorganisatoren mussten die Schiedsrichter noch einen Eid ablegen, alle Spiele nach bestem Gewissen zu leiten. In Sachen Professionalität bei der Organisation macht den Chinesen wohl keiner was vor! Alle Spiele werden in vier verschiedenen Kameraperspektiven live im Internet übertragen, es gibt mehr Balljungen als Spieler, und der Schiedsrichter hat sogar Freistoßspray in der Tasche.

Einer der zahlreichen Helfer sitzt die ganze Nacht im Empfangsraum unseres Hotels, falls jemand Fragen zum Turnier hat. Zhao und Wuu sind zwei andere Helfer, die nur zur Betreuung unseres Teams abgestellt sind. Und das erledigen sie gewissenhaft. Wenn einer aufs Klo muss, wird er persönlich zum Klo und wieder zurück begleitet, dass er sich auch ja nicht verläuft. Auf dem Campus wäre das durchaus möglich, denn der ist gefühlt so groß wie Tübingen. Zwei Hallenbäder, zwei Freibäder, fünf Fußballplätze und unzählige Basketballkörbe stehen hier. An jedem Ein- und Ausgang des Campus steht die Polizei und kontrolliert, wer rein und raus will. Ins Stadion kommt man nur, wenn man am Metalldetektor vorbei kommt.

Auf dem Uni-Gelände sind nur Fahrräder und Elektro-Roller erlaubt, was eine willkommene Abwechslung zum sonstigen Verkehr in Peking ist: Hier macht jeder, was er will. Aus drei Spuren werden meistens fünf gemacht, für Rad-, Roller- und Mopedfahrer gibt es eigentlich gar keine Regeln, und ein guter Busfahrer muss mindestens zehn Mal pro Minute hupen. Wenn man durch die Innenstadt läuft, sieht man meistens die Straßen vor lauter Menschen nicht. Offiziell hat Peking etwa 23 Millionen Einwohner, wobei unser Reiseführer, der uns gestern zur Chinesischen Mauer begleitet hat, meinte, dass es mittlerweile eher 30 oder 40 sind.

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Erstellt:
28.06.2017, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 51sec
zuletzt aktualisiert: 28.06.2017, 01:00 Uhr

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