Fußball

Ohnmacht nach Eskalation der Gewalt

Nach den Randalen von Rostock mehren sich die Hilferufe der Klubs. Weitere Krawalle drohen.

16.08.2017

Von DPA

Auf der Tribüne in Rostock brannten Banner und Sitzschalen. Foto: dpa

Auf der Tribüne in Rostock brannten Banner und Sitzschalen. Foto: dpa

Rostock. Raketen auf Fans, Feuer auf der Tribüne und vermummte Ultras bereit zur Gewalt – die Bilder vom Skandalspiel in Rostock wirken heftig nach. Kurz vor dem Start in die neue Saison ist die gesamte Fußball-Bundesliga alarmiert. Nach der Eskalation beim Erstrundenspiel von Hertha BSC bei Drittligist FC Hansa im DFB-Pokal fühlen sich die Verantwortlichen hilflos. „Das wird alle in den kommenden Tagen und Wochen beschäftigen – Verbände, Vereine, Fans. So kann es absolut nicht mehr weitergehen“, erklärte Hertha-Manager Michael Preetz nach dem Pyro-Skandal von Rostock.

Was alle Beteiligten und Beobachter gleichermaßen schockiert: Selbst bei einer als Hochsicherheitsspiel eingestuften Partie konnten die Auseinandersetzungen nicht verhindert werden. Hansa-Vorstandschef Robert Marien beschrieb die Ohnmacht: „Wenn man sieht, dass hier 1700 Polizisten und über 300 Ordner unterwegs waren, dass Spürhunde und HD-Kameras im Einsatz sind. Da wird im Bereich der Kontrolle alles getan, was getan werden kann. So etwas kann man sicher nur gesamtgesellschaftlich lösen, nicht allein als Drittligist.“

Der FC Hansa war gerade vom DFB-Sportgericht wegen diverser Vorfälle auf den Tribünen zu zwei Auswärtsspielen ohne Fans verurteilt worden, spielte zudem auf Bewährung. „Da gibt es 20 bis 50 Vollchaoten, die so weit denken können wie von der Tapete bis zur Wand und machen den Fußball kaputt“, erklärte Marien, dessen Klub nun weitere drastische Strafen drohen.

Hertha-Anhänger zielten beim 2:0-Sieg des Favoriten mit Leuchtraketen in den Rostocker Block. Hansa-Ultras zündeten in der zweiten Spielhälfte ein gestohlenes Hertha-Banner an, die Lage wurde immer bedrohlicher. Schiedsrichter Robert Hartmann sah die Sicherheit „nicht mehr gegeben“ und schickte die Mannschaften für 18 Minuten in die Kabine, schon zuvor hatte es eine kurze Unterbrechung gegeben.

Kriegsaufruf der Ultras

Die Rostocker Polizei erhob schwere Vorwürfe gegen Hansa. Es liege „die Vermutung nahe, dass das Banner über vereinseigene Strukturen und mit Wissen von Vereinsoffiziellen ins Stadion gelangen konnte“, sagte Polizeichef Michael Ebert.

Hansa-Chef Marien will die Vorkommnisse gemeinsam mit Polizei und Ordnungsdiensten aufarbeiten: „Wie sind die Dinge ins Stadion reingekommen, was haben wir vielleicht falsch gemacht.“ Das Problem müsse prinzipiell jedoch viel großflächiger angegangen werden.

Teile der Ultra-Szene haben vor der neuen Saison über verschiedene Kanäle zum „Krieg gegen den DFB“ aufgerufen. „Die Äußerungen, die ich in den letzten Tagen zur Kenntnis genommen habe, gerade aus dem Ultra-Bereich, sind völlig unerträglich“, sagte Bayerns Innenminister Joachim Herrmann auf Sat.1 und forderte die Klubs zur klaren Distanzierung auf. „Wenn wir über Kriegsszenarien im Zusammenhang mit Fußball sprechen, dann sind wir auf dem falschen Weg“, sagte Preetz. „Wir müssen zu einer sachlichen Diskussion kommen. Das wird schwer genug in den nächsten Wochen.“ dpa

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Erstellt:
16.08.2017, 06:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 22sec
zuletzt aktualisiert: 16.08.2017, 06:00 Uhr

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