Rollstuhlfahrer

Oft beschwerlich

Rollstuhlfahrer und andere Gehbehinderte haben‘s in Tübingen nicht leicht.

25.07.2016

Von Lothar Hinderer, Tübingen

Der Weg von einer Bushaltestelle zu einer Arzt- oder Physiotherapiepraxis ist in Tübingen für Menschen mit starker Gehbehinderung oft beschwerlich und in einem harten Winter kaum zu bewältigen. Selbst mit dem Auto gibt es immer wieder fast unüberwindliche Hindernisse.

Arztpraxen in der Innenstadt zum Beispiel (rund um den Marktplatz / das Rathaus Tübingen) sind in der Regel weder mit dem Bus noch mit dem Auto wirklich gut erreichbar: Die steil ansteigenden, mit Kopfsteinpflaster belegten Wege sind für Menschen mit Gehstützen oder Rollator kaum zu bewältigen. Bushaltestellen und Parkplätze sind oft meilenweit entfernt. Dies gilt für Innenstadt und Industriegebiet.

Im Winter kommt erschwerend hinzu, dass Straßen der Kategorie C nicht geräumt werden, vom Baurechtsamt geforderte Behindertenparkplätze entweder gar nicht erst eingerichtet und ausgeschildert, oder falls doch, dann oft als kostenloser Parkplatz von Eigentümern und Mitarbeitern von Praxen missbraucht werden. Vom Verkehrsamt ungeahndet, da auf privatem Grund befindlich, vom Baurechtsamt nicht gerügt, obwohl ein klarer Verstoß gegen die Auflagen bei Praxiseröffnung.

Die Strafe bekommen Gehbehinderte in Form von Strafzetteln, Versäumnisgebühren der Praxen, wenn ein Termin nicht wahrgenommen werden kann, weil die Praxis nicht zur rechten Zeit erreicht werden kann. Der OB toppt das Ganze noch, indem er auf Knöllchen die freundliche Nachricht drucken lässt: „Sie ärgern sich über den Strafzettel? Benutzen Sie doch den Bus!“