Lehre

Offensive für die Lehre

03.05.2017

Von GUNTHER HARTWIG

Foto: Uni Hohenheim

Foto: Uni Hohenheim

Berlin. Erst drei Monate ist Martina Brockmeier (55), die neue Vorsitzende des Wissenschaftsrats, im Amt, doch gleich mit dem ersten Positionspapier unter ihrer Verantwortung könnte die Agrarökonomin von der Universität Hohenheim Wissenschaftsgeschichte schreiben. Die in Osnabrück geborene Professorin, nach der Physikerin Dagmar Schipanski aus Thüringen erst die zweite Frau an der Spitze des Beratungsgremiums, empfiehlt nämlich gemeinsam mit ihren Kollegen die Gründung einer neuen Organisation, in der Bund und Länder ihre Aufgaben und Förderinstrumente zur Hochschullehre bündeln sollen.

Dass diese Einrichtung „Deutsche Lehrgemeinschaft“ heißen wird, in Anlehnung an die „Deutsche Forschungsgemeinschaft“, liegt nahe, steht aber noch nicht fest. Auch die Frage, ob die Institution einen eigenen Standort erhält oder räumlich an eine bereits bestehende Wissenschaftseinrichtung angedockt wird, ist nicht entschieden. Wohl aber registriert Martina Brockmeier bereits positive Signale von Bund und Ländern auf die Initiative des Wissenschaftsrats, denn: „Lehre hat noch nicht die Reputation wie Forschung, daher wird es Zeit für eine eigene Stimme der Lehre in Deutschland.“

Martina Brockmeier hat gute Argumente für ihren Vorschlag – die „Lehrgemeinschaft“ könnte die Förderung und Verbreitung innovativer Lehrprojekte an den Hochschulen verstetigen. Aber wie das in der Bildungspolitik seit Jahrzehnten so ist: Erst einmal gilt es, die unterschiedlichen, teilweise gegensätzlichen Interessen und Vorstellungen des Bundes und der 16 Bundesländer unter einen Hut zu bringen. Vorsichtshalber nennt Martina Brockmeier deshalb auch kein Datum für eine erhoffte Beschlussfassung zu ihren Plänen: „Das Mandat haben Bund und Länder, nicht wir vom Wissenschaftsrat.“ Gunther Hartwig