WM-Qualifikation

Nur einmal kurz geschüttelt

Die deutsche Nationalmannschaft muss bei dem Gastspiel in Aserbaidschan das erste Gegentor nach 678 Minuten hinnehmen, gewinnt die Partie aber ohne größere Mühe 4:1.

27.03.2017

Von ARMIN GRASMUCK

Mann des Tages: Der überraschend für die Startelf nominierte André Schürrle (rechts) präsentierte sich in Spiellaune, erzielte zwei Treffer und bereitete einen vor. Foto: afp

Mann des Tages: Der überraschend für die Startelf nominierte André Schürrle (rechts) präsentierte sich in Spiellaune, erzielte zwei Treffer und bereitete einen vor. Foto: afp

Baku. Den härtesten Teil ihrer Dienstreise hatten die deutschen Nationalspieler auf dem Hinflug zu überstehen. Im Luftraum der fränkischen Provinz, irgendwo zwischen Bamberg und Bayreuth, geriet der Sonderflug LH 342 auf Kurs Aserbaidschan in Turbulenzen. Thomas Müller und seine Kollegen wurden ein paar Minuten lang kräftig durchgeschüttelt. Dann erhielt der Pilot von den Wächtern des zentraleuropäischen Luftraums das Signal zum Positionswechsel. Er zog den Airbus A 330 ein paar hundert Meter nach oben, die verbliebenen vier Stunden bis zur Ankunft in Baku waren der reine Genuss.

Joachim Löw ließ sich bei der Wahl seines strategischen Konzepts selbstverständlich keineswegs von dem Handeln des Flugzeugführers beeinflussen. Doch sein Auftrag schien zumindest im Groben vergleichbar: routiniert und professionell den richtigen Kurs einzuschlagen. Oder kurz: drei Punkte in Baku – aber bitte ohne nerviges Geschüttel. „Das Ziel ist klar besprochen: Wir wollen die Qualifikation zunächst bis zum Sommer ohne Punktverlust durchziehen“, so hatte der Bundestrainer bekräftigt und von seinen Akteuren in dem Gastspiel in der Metropole Baku einen Angriffswirbel gefordert.

Mit Leno und Schürrle

Der DFB-Coach überraschte mit einer variantenreichen Startformation. Im Tor stand Bernd Leno, dagegen musste Marc-André ter Stegen, der am Mittwoch beim 1:0 gegen England glänzend gehalten hatte, auf der Ersatzbank Platz nehmen. Genauso wie Mesut Özil, der sich nach Rückenbeschwerden rechtzeitig vor dem Anpfiff zurückgemeldet hatte.

Für ihn stand überraschenderweise André Schürrle in der ersten Elf, der in seinem Klub Borussia Dortmund zuletzt ausschließlich die Rolle des Edelreservisten gespielt hatte.

Löws Gegenüber Robert Prosinecki – der alte Bekannte, der vor 48 Jahren in Schwenningen geboren wurde, in der Jugend der Stuttgarter Kickers spielte und später als kroatischer Kicker der Weltklasse unter anderem bei Real Madrid und dem FC Barcelona aktiv war – versuchte mit erfrischendem Angriffsfußball dagegen zu halten. In der Anfangsphase sorgten die Gastgeber mit leidenschaftlichem Pressing, viel Biss und schnellem Spiel, den Weltmeister zu beeindrucken. Die Deutschen wirkten da noch behäbig, mitunter fahrig. Doch der erste strukturierte Angriff brachte sie in der 19. Minute in Front. Julian Draxler passte auf links zu Jonas Hector, dessen Hereingabe drückte Schürrle zum 0:1 in die Maschen. Danach kontrollierte Löws Mannschaft das Spiel – bis Müller patzte. Der Bayer spielte nach gut einer halben Stunde schlampig zu Hector, die Gastgeber kamen an den Ball und konterten blitzschnell. Dmitri Nzarov, der Offensivspieler von Erzgebirge Aue, haute den Ball an Leno verbei ins Netz, und die rund 30?000 höchst euphorisierten Anhänger Aserbaidschans machten das Stadion für ein paar Minuten zum Tollhaus.

In der 36. Minute schlugen die Deutschen zurück: Einen Fehler im Spielaufbau der Gäste nutzte Schürrle für den präzisen Pass auf Müller, der in seiner unnachahmlichen Art am Torwart vorbei marschierte und zum 1:2 vollendete. Praktisch mit dem Pausenpfiff erhöhte Mario Gomez, der eine Flanke von Joshua Kimmich im hohen Bogen ins Tor köpfte.

Offensive Strategie

Damit war die Partie entschieden. Löws sehr offensiv angelegte Strategie, mit Gomez in der Spitze, den drei rotierenden Angreifern Schürrle, Draxler und Müller dahinter und den beiden weit vorgeschobenen Außenverteidigern Kimmich und Hector ging auf. Die Regisseure Sami Khedira und Toni Kroos verteilten ohne großen Aufwand die Bälle, Mats Hummels und Benedikt Höwedes schmissen die Abwehr ohne nennenswerte Zwischenfälle.

Die zweite Hälfte geriet zum Schaulauf des Weltmeisters. Der Ball lief wie am Schnürchen, die Deutschen hatte die volle Kontrolle. Einen mustergültigen Angriff über Kroos und Hector veredelte der starke Schürrle zum 4:1. „Ich fühle mich hier pudelwohl, der Trainer schenkt mir viel Vertrauen und sagt das auch öffentlich, dann kann ich das auch zurückzahlen“, sagte der Torjäger später, bevor frisch geduscht mitden Kollegen die Heimreise nach Deutschland antrat.

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Erstellt:
27.03.2017, 06:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 56sec
zuletzt aktualisiert: 27.03.2017, 06:00 Uhr

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