Neruda

Neruda

Der Spielfilm von Pablo Larrain dramatisiert eine zentrale Episode im Leben des chilenischen Dichters und Kommunisten.

07.01.2017

Von Klaus-Peter Eichele

In Europa kennt man Pablo Neruda vor allem in seiner Eigenschaft als Dichter und Literatur-Nobelpreisträger; der Film von Chiles Top-Regisseur Pablo Larrain („No!“, „Jackie“) knüpft dagegen an seine politischen Aktivitäten an. In den 1940-er Jahren saß Neruda für die Kommunistische Partei im chilenischen Parlament, wo er mit giftigen Attacken die autoritäre Regierung bis zur Weißglut reizt.

 

Nebenher treibt sich der Salonrevolutionär (Luis Gnecco) aber auch gern in verruchten Nachtclubs und Bordellen herum. Vor Verfolgung fühlt sich Neruda wegen seines internationalen Renommees zunächst sicher, doch nach dem Verbot der KP muss auch er in den Untergrund. Mehrere Versuche, Chile mit dem Schiff oder auf dem Weg über die Anden zu verlassen, scheitern.

 

Schon wegen der kurzen Zeitspanne, die der Film behandelt, ist „Neruda“ kein klassisches Biopic, aber auch stilistisch grenzt er sich scharf gegen dieses Genre, zumindest seine betulichen Varianten, ab. Nach dem halbwegs Geschichtsbuch-konformen Aufriss driftet die Handlung zunehmend in surreale Gefilde, wo sich Mythos, Poesie und Wirklichkeit untrennbar vermischen. Ein reines Fantasiekonstrukt ist etwa ein Polizeioffizier (Gael García Bernal) – eine Kreuzung aus Inspektor Clouseau und Gestapo-Abkömmling –, der Neruda dicht auf den Fersen ist, aber immer einen Schritt zu spät kommt.

 

Letztlich setzt Larrain mit diesem angenehm irrlichternden Film weniger der realen Person Nerudas ein Denkmal, als der Welt- und Lebensanschauung, die er repräsentiert: jener Mischung aus ungestümer Lebenslust, tiefer Verbundenheit mit den Erniedrigten und dem Glauben an die weltverändernde Kraft der Dichtkunst.

 

Gelungener Versuch, der Haltung des Kommunisten und Poeten mit den Mitteln der Poesie beizukommen.