Wie die Zukunft des Wohnens am Hechinger Eck aussehen könnte

Mit einem satirischen Plakat warben Aktivisten für alternative Wohnformen

Am Hechinger Eck soll ein Quartier entstehen, „das langfristig bezahlbares Wohnen für alle in Gemeineigentum garantiert“. Das war auf einem Plakat zu lesen, das Unbekannte am Montag auf der Freifläche errichtet hatten.

23.02.2016

Mit einem satirischen Plakat warben Aktivisten für alternative Wohnformen

Tübingen. Ein „Referat für Dekommodifizierung, Gemeingüter und Soziale Infrastruktur“ der Stadt Tübingen vergebe Flächen in Erbpacht „an Initiativen, die ohne Profitinteressen langfristig bezahlbaren Wohnraum schaffen“ wollten. Eine kollektive Infrastruktur soll aufgebaut werden – mit gemeinsamer Kantine, einer Mediathek, einer Lebensmittelkooperative mit Vertragslandwirtschaft in der Region und einem nachbarschaftlichen Gesundheits- und Beratungszentrum.

Das Plakat sei zwar nicht von der Stadt, aber es gefalle ihm trotzdem, sagte Oberbürgermeister Boris Palmer dem TAGBLATT. Er verstehe die Aktion als Kompliment, denn in keiner anderen Stadt würde das jemand auch nur eine Sekunde für echt halten. In Tübingen hingegen schon. Im Übrigen sei die Stadt dabei, „am Hechinger Eck die bewährten Tübinger Instrumente weiter zu entwickeln“. Man werde „natürlich mit Baugruppen, mit Vergabe nach Konzept, mit sozialen Kriterien, mit gefördertem Wohnraum und städtebaulichem Wettbewerb arbeiten“. Die Themen Flüchtlingswohnen und bezahlbarer Wohnraum sollen neue Schwerpunkte sein.

Die Kosten des Bauens sollen verringert werden. Als Beispiel nennt Palmer die Stellplatzvorschrift. Bei einer 60 Quadratmeter-Wohnung mache ein Auto-Stellplatz oft mehr als zehn Prozent der Kosten aus. „Wir wollen Angebote schaffen, damit Menschen, die aus Geldgründen auf ein Auto verzichten, auch die Ersparnis haben, keinen Stellplatz bezahlen zu müssen.“ Palmer weiter: „Wir freuen uns über jeden kreativen Beitrag zur Stadtentwicklung, auch über dieses Plakat.“ Das war allerdings am Dienstagvormittag bereits abgerissen. koe/Bild: Koebnik