Übrigens

Mit Unterhosen gegen die Apokalypse

Hollywood hat uns gewarnt. Immer wieder. Die Untergangsszenarien, in denen es zum Kampf auf Leben und Tod zwischen Menschheit und Maschinen kommt, sind Legion: „Terminator“, „Matrix“, „I, Robot“. „Bah, alles dystopischer Drehbuch-Quatsch!“, sagt mein Bekannter, während wir fasziniert seiner neuesten Errungenschaft zuschauen: Durchs Zimmer kurvt ein Staubsauger-Roboter.

28.04.2016

Von Jonas Bleeser

Ich habe gar nichts dagegen, dass Maschinen uns Menschen lästige Arbeit abnehmen. Sie waschen unsere Wäsche, sie spülen unser Geschirr. Keines von beidem möchte ich tun. Was spricht also dagegen, dass sie unseren Dreck aufsammeln? Genau: nichts. Eigentlich.

Die Entwickler meinen es gut mit den Kunden: Die Roboter können so eingestellt werden, dass sie nachts arbeiten, wie digitale Mainzelmännchen. Sie müssen dabei auch nicht überwacht werden, sie finden ihren Weg allein, umkurven Hindernisse, vermessen den Raum, kartografieren die Wohnung und merken sich so die Position von Möbeln. Und wenn ihnen der Strom ausgeht, fahren sie selbstständig zu ihrer Ladestation und stillen ihren Hunger nach Energie. Dann arbeiten sie weiter, methodisch, unermüdlich, bis sie überall ihr Pensum hinter sich gebracht haben. Beim Roboter meines Bekannten muss nicht mal der gesammelte Staub herausgeholt werden. Wenn sein Behälter voll ist, fährt er zurück in seine Station und entsorgt den angesammelten Unrat dort in eine Art Kübel. Er isst also selbstständig, wenn er hungrig ist, und er entleert sich regelmäßig. Damit hat er schon mal zwei wichtige Merkmale eines Lebewesens erfüllt. So muss es bei Terminator auch angefangen haben. Noch können wir uns damit beruhigen, dass die Maschinen leicht zu stoppen sind. Sollten sie uns angreifen wollen, wie im Film „I, Robot“, reicht eine Barriere aus herumliegender Wäsche. An der kommen sie nämlich nicht vorbei. Und bewaffnet sind sie nur mit einer rotierenden Bürste. Und um die außer Gefecht zu setzen, reichen ein paar Socken und Unterhosen. Wir dürfen nur nicht zu ordentlich werden. Schlampigkeit ist glücklicherweise eine menschliche Eigenschaft, die nur schwer abzulegen ist. Oder?

Der Roboter, schwärmt mein Bekannter, sei nur der Anfang. In Zukunft vernetzten wir alle Geräte im Haus: Heizung, Kühlschrank, Schließanlage. Außerdem befreit ihn sein mechanischer Mitbewohner schon jetzt nicht nur vom lästigen Staubsaugen. Er habe einen tollen Nebeneffekt: Die Wohnung sei viel aufgeräumter. Denn die Maschine kann nur arbeiten, wenn ihr Weg frei ist. Also sorgt ihr Besitzer abends dafür, dass nichts herumliegt.

Wie es aussieht, hat die Vorbereitung des Angriffs bereits begonnen. Hätten wir nur auf Hollywood gehört. Wir treten auf die Terrasse. Im Garten zieht der Rasenmäher-Roboter präzise seine Bahnen. Seine rotierenden Messer sirren leise.

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Erstellt:
28.04.2016, 22:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 11sec
zuletzt aktualisiert: 28.04.2016, 22:00 Uhr

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