Volleyball-Bundesliga

Zwischen Unsicherheit und Optimismus

Der TV Rottenburg ist weiter auf der Suche nach Geld. Kapitän Dirk Mehlberg (32) fühlt sich an die Vergangenheit erinnert und berichtet, wie sich die Lage aus Spielersicht darstellt.

24.02.2017

Von Vincent Meissner

Ob er auch kommende Saison wieder so jubeln kann wie hier, hängt davon ab, ob der TV Rottenburg das nötige Geld auftreiben kann: Kapitän Dirk Mehlberg (32) hätte jedenfalls schon noch Lust auf Erstliga-Volleyball.Bild: Ulmer

Ob er auch kommende Saison wieder so jubeln kann wie hier, hängt davon ab, ob der TV Rottenburg das nötige Geld auftreiben kann: Kapitän Dirk Mehlberg (32) hätte jedenfalls schon noch Lust auf Erstliga-Volleyball.Bild: Ulmer

So richtige Fasnets-Stimmung ist bei Dirk Mehlberg noch nicht aufgekommen: „Ein paar verkleidete Schüler habe ich vorher nach dem Training gesehen“, berichtete er gestern Nachmittag. Doch für die Rottenburger Volleyballer liegt die Fasnet terminlich in der Regel einfach ungünstig so mitten im Saison-Endspurt. Und im Gegensatz zu den tieferen Ligen, in denen etwa die anderen Teams aus der Narren-Hochburg Rottenburg spielen, geht’s in der Bundesliga auch übers Fasnets-Wochenende vor allem sportlich hoch her: Rottenburg spielt am Samstag (19.30 Uhr) bei den Netzhoppers KW in Bestensee bei Berlin.

Doch abgesehen von der Fasnet sind die Rottenburger Volleyballer aktuell sowieso nicht so recht in Feierlaune. Der Ausstieg des größten Sponsors zum Saisonende, des Rottenburger Kopp-Verlags, ist auch zwei Wochen nach Bekanntwerden das beherrschende Thema beim TV Rottenburg.

25 000 Euro sind schon da

Etwa 100 000 Euro muss der Manager des TV Rottenburg, Philipp Vollmer, in den kommenden Wochen bis zur Lizenzmeldung im April noch auftreiben. Circa 25 000 Euro haben die bisherigen Sponsoren bereits zugesagt, zusätzlich zu geben. „Ich habe in den nächsten zwei Wochen Gespräche, die eine Richtung vorgeben müssen“, sagt Vollmer. Diese Gespräche laufen sowohl mit schon aktiven Geldgebern als auch mit potenziellen neuen Sponsoren. Wobei Vollmer die bisherige Erfolgsquote bei letzteren als „ernüchternd“ bezeichnet. Eine Rückkehr des Kopp-Verlags wie vor drei Jahren schließt Vollmer kategorisch aus: „Dieser Ausstieg ist final. Das ist nicht auf Zeit.“

Für die Mannschaft ist die Situation nicht einfach. Kapitän Mehlberg war schon vor vier Jahren dabei, als der auch da bereits größte Sponsor Kopp schon mal ausgestiegen war (und später wieder zurückkam). „Damals war’s heftiger, weil es auch die Saison nach dem ENBW-Ausstieg war“, sagt Mehlberg in Bezug auf den Abgang des Namenssponsors. „Jetzt haben einige schon gedacht, nun geht das schon wieder los?“, berichtet Mehlberg. Damals hat der TVR dank vieler privater und unternehmerischer Gönner den Gang in die Zweitklassigkeit gerade noch so verhindert.

Auf der Busfahrt zu den Spielen in Berlin jüngst setzte sich Mehlberg zu Trainer Hans Peter Müller-Angstenberger und wollte von ihm wissen, wie es denn nun wirklich aussieht: „Er hat auch gesagt, dass es eine andere Situation ist als beim ersten Ausstieg“, berichtet Mehlberg. Und positiv sei auch, dass die lokale Politik versuche, Kontakte zu vermitteln.

Stets pünktlich Gehalt bezahlt

Dennoch ist die Unsicherheit zurück bei den Spielern. Sie stehen vor der Frage, wie es weitergeht für sie: „Man hat die Planungen fürs neue Jahr eigentlich schon eingeläutet und plötzlich ist alles über den Haufen geworfen und man hat das Gefühl, wieder komplett neu planen zu müssen“, beschreibt Mehlberg den Emotionszustand verschiedener Spieler.

Die Vertragsverhandlungen für die neue Saison sind für Manager Vollmer momentan entsprechend schwierig. Nur Phillip Trenkler und Tim Grozer haben einen Kontrakt für die kommende Saison. „Wir sprechen mit allen Spielern und klopfen die Perspektiven ab“, sagt Vollmer. „Aber wir können aktuell natürlich nicht über konkrete finanzielle Dinge sprechen.“ Vollmer betont: „Wir machen hier keine leeren Versprechungen.“ Und er weist darauf hin, dass die Spieler beim TVR stets pünktlich ihren Lohn bekommen haben: „Es gab hier noch nie einen Spieler, der auf sein Gehalt warten musste.“ Anders als bei anderen Bundesligisten, die teilweise in die Insolvenz gegangen sind.

Mehlberg ist aktuell auf Jobsuche – und hat eine Anstellung in Aussicht. „Aber es ist noch nichts in trockenen Tüchern.“ Mit der neuen Stelle könnte er weiter Volleyball spielen. Falls der TVR das Geld jedoch nicht zusammenkriegen würde, wäre der 32-Jährige finanziell abgesichert: „Ich würde nicht in die Existenzlosigkeit rutschen“, sagt er. „Trotzdem will ich schon gerne weiterspielen.“

Zweite Liga? Wohl eher nichts für Dirk Mehlberg

Ein Gehaltsverzicht würde für Dirk Mehlberg nicht infrage kommen: „Ab einem bestimmten Punkt ist es nicht mehr schön, den Alltag zu bestreiten, Leistungssport zu betreiben und sich auch noch ums Geld zu sorgen.“ Ohnehin zweifelt der TVR-Kapitän daran, dass es bei den Spielergehältern viel Spielraum gibt: „Es ist ja kein Geheimnis, dass bei uns einige Stundenzettel ausfüllen müssen, weil sie auf 450-Euro-Basis angestellt sind. Insofern wird’s irgendwann schwierig.“ Einen möglichen Abstieg in die zweite Liga würde Mehlberg wohl auch nicht mitmachen: „Dann würde ich wohl lieber aufhören“, sagt der 32-Jährige. „Aber darüber habe ich mir noch keine richtigen Gedanken gemacht. Ich sehe es positiv und denke, dass Philipp Vollmer das hinbekommt.“

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Erstellt:
24.02.2017, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 3min 17sec
zuletzt aktualisiert: 24.02.2017, 01:00 Uhr

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