Humanitäre Hilfe

Mit Pauls im Gepäck

Der Entringer Krankenpfleger Matthias Gerloff ist auf dem Weg zu den Erdbebenopfern im Iran.

21.11.2017

Von uha

Matthias Gerloff war vor fünf Jahren schon einmal im Erdbebeneinsatz im Iran. Archivbild Gokeler

Matthias Gerloff war vor fünf Jahren schon einmal im Erdbebeneinsatz im Iran. Archivbild Gokeler

Mehr als 400 Tote, fast 7900 Verletzte, etliche zerstörte Dörfer: Die Bilanz des Erdbebens, dasam Sonntag vor einer Woche die nordöstliche Grenzregion zwischen dem Irak und dem Iran erschütterte, ist verheerend. Bereits zwei Tage später hatte die deutsche Hilfsorganisation Humedica ein sechsköpfiges Helferteam in die am stärksten betroffene Bergregion nahe der iranischen Stadt Kermanschah geschickt. Am gestrigen Montagabend flog ein zweites Humedica-Team vom Frankfurter Flughafen ab, um den überlebenden Erdbebenopfern medizinische Hilfe zu leisten.

Mit an Bord des Flugzeugs saß Matthias Gerloff. Schon etliche Male war der 50-jährige Krankenpfleger aus Entringen im Einsatz für Humedica – zuletzt hatte ihn die Organisation mit Sitz in Kaufbeuren nach Haiti geschickt, nachdem dort der Hurrikan Matthew gewütet hatte. Auch die Region um Kermanschah kennt Gerloff bereits. Vor fünf Jahren war er dort schon einmal im Erdbebeneinsatz. Die Bilder von damals hat er noch immer vor Augen. „Besonders schlimm waren die Verbrennungen bei Kindern“, sagte er gestern Nachmittag vor dem Abflug in den Iran. Weil es in den unzugänglichen Gebirgsdörfern nach dem Erdbeben keinen Strom gibt, kochen die obdachlos gewordenen Familien auf offenem Feuer. „Dabei passieren viele Unfälle“, so Gerloff.

Ein paar Tage werden die Humedica-Teams gemeinsam in dem Erdbebengebiet arbeiten, dann fliegen die ersten sechs Helfer zurück. „Die psychische Belastung wird sonst zu groß“, erklärt der Humedica-Sprecher Steffen Richter, weshalb „Einsätze in der Regel nicht länger als zwei Wochen dauern“.

Die zwei Pflegekräfte, zwei Ärzte und zwei Koordinatoren, die von heute an im Iran im Einsatz sind, werden eine Art „Hausarztpraxis auf Rädern“ organisieren, so Gerloff, der an der Pflegeschule des Tübinger Uni-Klinikums Kurse für internationale Pflegekräfte gibt. Es geht dabei um eine Basisgesundheitsversorgung. Ziel sei es, jedes vom Erdbeben betroffene Dorf mindestens einmal in der Woche zu besuchen. „Wichtig ist, dass jetzt keine Seuchen ausbrechen“, weiß Gerloff aus seinen vielen Einsätzen in Katastrophengebieten.

Um die Ausbreitung von Krankheiten zu verhindern, ist sauberes Wasser nötig. Deshalb haben die Humedica-Helfer zwei sogenannte Pauls dabei, kompakte, als Rucksack aufgebaute Filteranlagen, die täglich bis zu 1200 Liter sauberes Trinkwasser liefern können.

Wo sie unterkommen werden, weiß Gerloff noch nicht. „Wahrscheinlich im Zelt“, sagt der Humedica-Helfer. „Meinen Schlafsack habe ich dabei.“ Tagsüber sei das bei Temperaturen um die 20 Grad auch kein Problem. Nachts indes sinkt das Thermometer in dem noch immer von Nachbeben erschütterten Gebiet unter Null.

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Erstellt:
21.11.2017, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 15sec
zuletzt aktualisiert: 21.11.2017, 01:00 Uhr

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