CDU-Parteitag

Merkel und Machtprobe in Reutlingen

Die Delegierten wählen einen neuen Vorstand. Über eine Kampfkandidatur sind nicht alle glücklich.

09.09.2017

Von Roland Muschel

Herausforderer aus Nordbaden: Daniel Caspary. Foto: dpa

Herausforderer aus Nordbaden: Daniel Caspary. Foto: dpa

Reutlingen. Mit Reden von Bundeskanzlerin Angela Merkel und Finanzminister Wolfgang Schäuble will sich die CDU heute bei einem Landesparteitag in Reutlingen auf den Endspurt im Bundestagswahlkampf einstimmen. Die Umfragen stehen gut für die Union im Allgemeinen und für den Landesverband im Besonderen. Derzeit sind die Werte in den Umfragen zwar leicht schwächer als bei der Bundestagswahl vor vier Jahren, als die CDU in Baden-Württemberg 45,7 Prozent und damit das beste Ergebnis aller CDU-Landesverbände eingefahren hatte. Aber der Absturz bei der Landtagswahl im März 2016, als die CDU nur auf 27 Prozent kam, hat offenbar keine Auswirkungen auf die Bundestagswahl.

Baden-Württembergs Vize-Regierungschef und Innenminister Thomas Strobl kann sich daher beruhigt der Wiederwahl zum CDU-Landeschef stellen. Turnusgemäß wird in Reutlingen der gesamte Landesvorstand neu gewählt. Für Unruhe sorgt schon im Vorfeld das Kandidatenfeld für die drei Posten der stellvertretenden Landesvorsitzenden: Neben den drei Amtsinhabern Annette Widmann-Mauz, Thorsten Frei und Winfried Mack tritt auch der nordbadische Europapolitiker Daniel Caspary an. Offiziell wird die Kandidatur damit begründet, dass in der Führungsspitze der Bezirksverband Nordbaden bisher nicht vertreten sei. Zudem fehle dort ein Europapolitiker, dabei werde diese Ebene immer wichtiger.

Die Stellvertreter werden im Block gewählt, als einzige Frau an der CDU-Spitze ist die Tübinger Gesundheits-Staatsekretärin Widmann-Mauz gesetzt, sodass Caspary formal Frei und Mack herausfordert. Viele vermuten hinter seiner Kandidatur aber den gezielten Versuch des Strobl-Lagers, CDU-Fraktionsvize Mack aus dem Führungsgremium der Partei zu drängen. Kritiker halten Mack vor, er habe versucht, die Koalitionsverhandlungen mit den Grünen zu torpedieren. Aus der Fraktion heißt es dagegen, Casparys Kandidatur reiße nun die Gräben in der Partei wieder auf, die man gerade mühsam zugeschüttet habe.

Unstrittig dürfte dagegen die Kandidatur von Kultusministerin Susanne Eisenmann als Beisitzerin für das 15-köpfige CDU-Präsidium sein.