Maps to the Stars

Maps to the Stars

Regie-Crack David Cronenberg nimmt den oberflächlichen Lebensstil von Hollywoods High Society satirisch ins Visier.

01.09.2014

Von Dieter Oßwald

Willkommen im Neurosen-Dschungel der Traumfabrik. Julianne Moore gibt im neuen Film von David Cronenberg (zuletzt „Cosmopolis?) eine alternde Hollywood-Diva mit Mutterkomplex. Dass ihre besten Zeiten längst vorbei sind, hat diese Havana Segrand fleißig verdrängt. Trotzig träumt sie von der großen Rolle: Im Remake jenen Part zu spielen, mit dem die Frau Mama einst berühmt wurde.

Hilfe holt sich Havana beim Psycho-Guru Dr. Weiss (John Cusack). Dieser aufgeplusterte Therapeut kennt sich mit Glamour-Sorgen aus, schließlich ist er der Vater eines zickigen Kinderstars mit Drogenproblemen. Noch überkandidelter als dieser Justin Bieber-Verschnitt ist dessen Schwester Agatha (Mia Wasikowska), die einst den heimischen Bungalow abfackelt hat. Zurück aus der Psychiatrie, nistet sie sich bei Havana als deren persönliche Assistentin ein ? sehr zum Schrecken des Vaters. Schließlich weiß Dr. Weiss, welch düsteres Familiengeheimnis es zu bewahren gilt!

Den Wahnsinn dieser Familie im Besonderen und jenen von Hollywood im Allgemeinen offenbart Cronenberg mit eiskaltem Blick, atmosphärischer Dichte und visueller Eleganz. Nebenher macht sich der Kanadier über die Eitelkeiten der Unterhaltungsindustrie lustig, wo an jeder Ecke Missgunst, Gier und Heuchelei lauern und man auf dem Weg zum Ruhm auch über Leichen geht. Nicht fehlen darf auch der wohl legendärste Versager der Glitzerwelt: Der erfolglose Schauspieler/Drehbuchautor, der sich als Chauffeur über Wasser hält und einflussreichen Fahrgästen schon mal auf der Rückbank sexuell gefällig wird. Ihn gibt Robert Pattinson, der sich vergnügt von seiner Teenie-Schwarm-Vergangenheit als „Twilight?-Vampir frei spielt.

Klar sind Späße über die Macken der Promis so alt wie das Star-System selbst. Entscheidend ist freilich, wie bei allen Witzen, wie sie erzählt werden. Mit elegant verknüpften Erzählsträngen und gekonnt gesetzten Seitenhieben gelingt Cronenberg eine vergnügliche Farce, die zugleich als perfides Psychodrama mit Überraschungseffekt bestens funktioniert.

Nicht neu, aber gut: Realsatire über Gier und Größenwahn der Hollywood-Celebrities.

Maps to the Stars