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Roadmovie mit Catherine Deneuve als frustrierte Witwe, die Zigaretten holen will und unterwegs das pralle Leben findet.

07.10.2013

Von Festivalinfo

Dass die Lust auf eine Zigarette schicksalhafte Folgen haben kann, ist notorisch. Bettie (Catherine Deneuve), Anfang 60, entfernt sich durch die Gier auf ein wenig Nikotin von ihrem gesamten bisherigen Leben. Sie steigt in ihren Daimler, lässt ihr Restaurant an der Küste hinter sich und wird zum ersten Mal damit konfrontiert, wie unwirtlich das Leben auf dem Land geworden ist. Sonntags, wenn noch weniger offen hat als sonst, sind es locker fünfzig Kilometer bis zur nächsten Tabakverkaufsstelle.

Doch Bettie findet überraschend skurrile Leidensgenossen, bis sie durch einen Anruf ihrer Tochter Muriel, die sich notorisch von der Mutter im Stich gelassen fühlt, von ihren persönlichen Bedürfnissen abgelenkt wird. So verdichtet sich der Film von der Leichtigkeit zufälliger Begegnungen wieder auf das lastende engere Umfeld von Betties Patchwork-Familie, deren Mitglieder einander teilweise über Jahre ignoriert beziehungsweise ganz auf einen Kontakt verzichtet hatten.

Sie unternimmt einen weiteren Ausbruchsversuch und fährt zur Reunion ehemaliger Schönheitsköniginnen, bei der die einstige „Miss Bretagne? wenigstens ein Hotelzimmer und etwas zu essen erwarten kann. Dort wird sie von ganz unerwarteter Seite überwältigt.
Die Komödie von Regisseurin Emmanuelle Bercot zeigt, dass die eben 70 gewordene Diva auch Soap und amerikanisch anmutendes Roadmovie kann. Das mag zwar altgediente Fans enttäuschen, die nun die geheimnisvolle Note der Deneuve vermissen. Dennoch garantiert sie, dass auch die albernste Situation nie in Klamauk umschlägt. Für ihre psychisch angeschlagene Tochter ist Betties bleibende Attraktivität nur eine weitere Facette, die Wut auf die Mutter anzustacheln.

Liebenswürdige Hommage an das Rauchen und die Wirren der Patchworkfamilie.

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