Mit Engelszungen · Lutschen bis zum crossen Geschmacksfinale

Der Reutlinger Coup auf der CMT

Man kann jetzt ganz sicher nicht behaupten, im Werbekonzept des Reutlinger Stadtmarketings (StaRT) für die Touristikmesse CMT in Stuttgart sei der Wurm drin – ganz im Gegenteil: Weil gegrillte Insekten in einem Lutscher aus Zuckermasse stecken, nimmt der Ansturm auf den Reutlinger Stand C 81 in Halle 6 so langsam Orkanstärke an. Ständig fragen Besucherinnen und Besucher nach diesen Lutschern.

19.01.2017

Von Thomas de Marco

Bild: ST

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Wer die zuckrige Schicht abgeschleckt hat, trifft mit seiner Zunge auf eine Käferlarve, die in Brasilien geröstet worden ist. Wer sich jetzt noch traut, zuzubeißen, erschließt sich ein außergewöhnlich crosses Geschmackserlebnis. Mittlerweile erkundigen sich sogar Radioreporter bei Gästen, was sie von dieser hierzulande außergewöhnlichen Lutscher-Beilage halten. „Das ist die bisher beste Marketing-Idee, die wir bei StaRT je hatten!“, freut sich Geschäftsführerin Tanja Ulmer.

Zumal sich der Werbe-Effekt nicht nur im exotischen Biss erschöpft. „Die Leute lassen sich dann auch gerne erklären, dass wir mit den Insekten auf unsere Aktion ‚Science City‘ hinweisen“, sagt die StaRT-Chefin. Vom 2. April bis 10. Juni bevölkern 18 Rieseninsekten, von Spinnen über Taranteln bis zu Libellen, die Reutlinger Innenstadt. Das Naturkundemuseum begleitet die Schau und liefert wie schon bei den Dinos den wissenswerten Background für die einzelnen Tiere.

Zum dritten Mal präsentiert sich Reutlingen zusammen mit Tübingen und Metzingen mit einem Städteperlen-Stand auf der CMT. Es ist diesmal der erste Auftritt nach der Einigung im Streit um die Outlet-Erweiterung in Metzingen. Früher sei sie in Bezug auf die Nachbarstadt ein bisschen als gespaltene Persönlichkeit aufgetreten, sagt Ulmer flachsend: „Bei der CMT an der Seite von Metzingen, aber als Vertretung des Reutlinger Einzelhandels eher distanziert.“

Für Michael Lucke, den Vorsitzenden des Tübinger Bürger- und Verkehrsvereins und seinerzeit Initiator des gemeinsamen CMT-Auftritts, ist eines schon immer klar gewesen: Dieser Städte-Dreiklang sei der richtige Weg. Jetzt, nach der Einigung, müssten Reutlingen, Tübingen und Metzingen noch stärker zusammenarbeiten. „Erste Gespräche hat es schon gegeben. Mit meinem Metzinger Hintergrund als früherer Bürgermeister der Stadt war ich schon immer dafür, im Outlet die internationalen Gäste anzusprechen und ihnen Übernachtungsmöglichkeiten anzubieten“, sagt Lucke.

Waltraud Schweitzer vom Metzinger Stadtmarketing hat da überhaupt nichts dagegen: „Das Gros der 3,5 Millionen Menschen, die pro Jahr in Metzingen shoppen, fährt abends wieder weg. Wir wären glücklich, wenn einige länger blieben, um die Region zu erkunden. In dem hart umkämpften Markt erhöht ein vielseitiges Angebot die Wahrscheinlichkeit einer längeren Verweildauer.“ Metzingen selbst habe aber gar nicht die Hotelkapazitäten, um wesentlich mehr Gäste unterzubringen.

Noch bis Sonntag polieren die drei Städte bei der CMT an ihrem Perlen-Image. Danach steht Reutlingens Stadtmarketing-Chefin eine anstrengende Aufgabe ins Haus: Sie muss sich für den Messe-Auftritt im nächsten Jahr eine neue Attraktion überlegen. Wohlwissend, dass der Insekten-Lutscher eigentlich kaum zu toppen ist.

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Erstellt:
19.01.2017, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 15sec
zuletzt aktualisiert: 19.01.2017, 01:00 Uhr

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