Las Furias

Las Furias

Das explosive Familiendrama „Las Furias“ eröffnet am Mittwochabend das Festival des spanischsprachigen Films.

05.12.2017

Von Dorothee Hermann

In einer Prachtvilla an der Küste kommt es zu einem Familientreffen, bei dem viel aufgestauter Ärger mit im Spiel ist.

Zu Beginn sieht alles nach dem harmlosen Spleen eines alten Mannes aus: Der Patriarch, ein gefeierter Schauspieler, und seine kleine Enkelin, geschminkt wie ein Monster, beschwören die Furien des Altertums. Der Rest des Clans hält vorsichtig Abstand: Es könnte doch ein böses Omen sein.

In seinem packenden Filmdebüt hetzt der Madrider Theaterregisseur Miguel del Arco ein eindrucksvolles Staraufgebot in eine krachend dysfunktionale Familienkonstellation. José Sacristán gibt den mittlerweile dementen Patriarchen, der in seinen wenigen lichten Momenten wunderbar Shakespeare deklamieren kann.

Doch es ist seine Frau Marga (Mercedes Sampietro), die den Clan mit der Ankündigung erschreckt, den Landsitz der Familie verkaufen zu wollen. Dabei ist das nur das erste, was der praktizierenden Psychoanalytikerin einfällt, um von ihrer Beziehung zu ihrer deutlich jüngeren Kollegin (Bárbara Lennie als Julia) abzulenken. Ein Coming-out als Großmutter traut Marga sich noch nicht zu.

Ihre Enkelin María (Macarena Sanz), das kleine Monster von einst, ist ein hypersensibles Mädchen geworden, das beinahe zerbricht an den unausgesprochenen Konflikten der Restfamilie (ihre eigenen Eltern inbegriffen).

Das Ultimatum des drohenden Verkaufs vor Augen, stürmt der Clan den Landsitz – ohne zu beachten, dass es ihnen noch nie gut getan hat, so dicht aufeinanderzuhocken. Das Finale ist vielleicht ein bisschen dick aufgetragen, als hätte der Regisseur seinen Figuren nicht mehr ganz getraut.

Zwischen psychologischer Hochspannung und bitterböser Farce: Diese Figuren sind ihre eigenen Furien.