1800 feierten in Walddorfhäslach

La Brass Banda: Die schnellste Tuba der Welt

La Brass Banda rockt das Waldfest des Musikvereins Walddorf – und über 1800 Leute feiern die Weltmusik der Bayern.

29.05.2017

Von Fred Keicher

Beifallsorkane und tropische Stimmung im Walddorfer Bierzelt beim Auftritt von La Brass Banda.Bild: Haas

Beifallsorkane und tropische Stimmung im Walddorfer Bierzelt beim Auftritt von La Brass Banda.Bild: Haas

Vorbereitung ist alles: Die vier jungen Männer stehen draußen vorm Festzelt, drinnen lärmt noch die Vorband. Sie tragen rote T-Shirts – vorne der Schriftzug „Rothaus“ von der badischen Kultbiersorte, hinten drauf Musikverein Oberachern. Aus dem Badischen sind sie im Campingbus am Samstag angereist zum La-Brass-Banda-Konzert. „Wir übernachten da unten“, sagt einer und zeigt Richtung Waldrand. Die Sache mit dem Bier haben sie pragmatisch gelöst: „Wir haben schon zwei Kästen Rothaus-Bier getrunken. Danach kannst du auch Schwabenbier trinken.“

Während sich die junge Band Grup Huub aus Kirchheim/Teck um die Aufmerksamkeit der Zuschauer müht, ist vor der Bühne munteres Schaulaufen der Gäste. Dirndl und Lederhosen wirken fast schon uniform, viele kommen in Holzschuhen mit Kuhfelloberteil.

„Endlich wieder Bierzelttour“ ruft dann La-Brass-Banda-Frontmann Stefan Dettl zur Erlösung der Wartenden um 21 Uhr und verspricht: „Heute spielen wir nicht 90 Minuten, heute spielen wir zwei Stunden.“ Damit erntet er den ersten großen Jubel der Fans. Zum Auftakt spielen sie „Autobahn“ – eine Trennungsgeschichte, sagt Dettl, als ob jemand die Texte verstehen könnte. Ein Lied über Australiens Aborigines, eines aus Brasilien werden mit Unterstützung des Publikums aufgeführt. Dettl gerührt: „Ganz neue Lieder und die Leut’ machen mit.“ Beim Song „Bauwagn“ schält sich ein Vers heraus: „Beim Musikerleben gehts um mehr als Geld/ ma muss an Platz spürn, wo ma grad spuid/ drum schlaf ma im Auto und aufm Feld/ spuin in deinem Ort und auf der ganzen Welt“.

Auch aus Jamaica haben die weltläufigen Bayern etwas mitgebracht: „Wollt’s einen Entspannungsreggae hören?“, ruft Dettl ins Publikum. Tubist Stefan Huber blubbert gemütlich los, die Rhythmusgruppe (Schlagzeug: Manuel da Colla, Gitarre: Fabian Jungreithmayr) trabt hinterher, und die Bläser legen ihren Sound drüber (Trompeten: Korbinian Weber und Jörg Hartl, Posaune Michael Winbeck). Dettl fragt als Entspannungstherapeut: „Spürt’s ihr scho di Wellen?“, später „Spürt’s ihr scho di Liebe?“ Dann aber der abrupte Wechsel: ein Hardcore- Technostück, laut, schnell und zappelig. Stefan Huber erntet dabei von Dettl das schöne Kompliment „die schnellste Tuba der Welt“. La Brass Banda macht Weltmusik, die beste ist bayrische Blasmusik.

Weil im Bierzelt kein Konzert abläuft sondern Party, macht Dettl Entspannungsübungen mit dem Publikum, übt Tänze mit ihnen: „Acht Schritte nach rechts, acht Schritte nach links und Freestyle!“ Das ganze Bierzelt bewegt sich und fällt vor Verzückung nur deshalb nicht um, weil alle dicht gedrängt stehen. Kinder dürfen auf die Bühne, auch das Geburtstagkind Nicki. Jörg Hartl tanzt mit ihr einen Geburtstagswalzer.

Punkt elf ist Schluss mit der Musik. Die Beifallsorkane ebben ab, die Menschen verlassen die tropische Atmosphäre im Festzelt und gehen raus in die liebliche Maiennacht. Ein Mann fortgeschrittenen Alters mit altbayrischem Zauselbart und Brasilia-T-Shirt sagt beim Hinausgehen zu den Security-Leuten einfach nur: „Geile Party!“

Erfolgreicher Einstand des neuen Organisationsteams

„Unbeschreiblich“kommentiert Florian Schweiker kurz vor dem Konzert die Stimmung auf dem Festgelände. Er ist als „Waldfestchef“ zusammen mit seinem Vize Nico Baisch dieses Jahr erstmals für die Organisation zuständig. Mehr als 1800 Besucher sind zu La Brass Banda gekommen, für 2000 Besucher ist das Zelt zugelassen. Die haben einen Durst mitgebracht, dass dem Musikverein bald die Getränke ausgehen. In der 50-jährigen Geschichte des Traditionsfests haben die beiden einen sehr erfolgreichen Einstand geliefert. „Schon heißt es, das müsst ihr nächstes Jahr übertreffen“, sagt Schweiker. Man hat sich gegen alle Eventualitäten gewappnet. Gegen Rowdies hilft ein neues Security-Konzept, gegen Kälte hätte man eine Heizung gehabt. Am Samstag aber erwischen sie das erste hochsommerliche Wochenende. „Das Wetter habe ich gekauft, für 25 Euro bei Ebay“, sagt Schweiker, lacht – und organisiert den Getränkenachschub.

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Erstellt:
29.05.2017, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 52sec
zuletzt aktualisiert: 29.05.2017, 01:00 Uhr

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