Kusshändchen und Knete im Casino

Die glitzernden Lichter am regnerischen Mittwochabend hatten mich in Versuchung geführt. Aber werden die Spielautomaten nicht auch Groschengräber oder einarmige Banditen genannt, dachte der sparsame Schwabe, der ich nun mal bin. Deshalb habe ich mir ein Limit auferlegt. 30 Euro, dann ist Schluss!

Zunächst galt es, sich auf dem unbekannten Terrain einen Überblick zu verschaffen. Es gab keinen Dresscode, zum Glück. Um den Roulette-Tisch und die Poker-Maschinen machte ich einen Bogen. Stattdessen suchte ich einen möglichst simplen Spielautomaten. Verschiedene Symbole in einer Reihe zu bekommen schien mir für den Start die richtige Herausforderung. Ein Zehn-Euro-Schein bildete mein Startkapital. Schnell war ich bei fünf Euro, reduzierte meinen Einsatz. Das Spiel, würde man im Fußball sagen, dümpelte vor sich hin. Dann die entscheidende Attacke. Die Kombination schwarze-rote-schwarze Sieben ließ mich auf 19,60 Euro klettern. Ich entschied: Game over.

Nun lockte „Brazilian Beauty“. In Gedanken an die erfolgreiche Fußball-WM 2014 investierte ich erneut zehn Euro. Die Regeln dieses Automaten habe ich, ehrlich gesagt, bis jetzt nicht durchschaut. Wenn ich dachte, ich hätte gewonnen, passierte nichts. Und umgekehrt. Von einer brasilianischen Schönheit aber keine Spur. Doch dann blinkte die Maschine, Samba-Musik ertönte: Extra-Game! Eine Brasilianerin hauchte mir mehrfach Kusshändchen zu und führte mich auf immer höhere Levels – rein virtuell selbstverständlich. Als das optische und akustische Spektakel beendet war, standen 30,75 Euro auf dem Konto.

20 Euro eingesetzt, 50 Euro in der Tasche – eine solche Rendite hätte mein Sparkassen-Berater nie hinbekommen. Schwund freilich gibt's immer. Zum Ausklang genehmigte ich mir ein Glas Bier. 0,2 Liter für 6,60 Euro. Beim Bezahlen, bilde ich mir ein, gelang mir ein lässiges Lächeln.