Wirtschaft

Klaus Fischer will kürzertreten

Der Inhaber der Fischerwerke gibt zum 1. Juli die operative Führung der Unternehmensgruppe ab. Sein Nachfolger wird Dirk Schallock.

12.05.2017

Von Rita Ott

Unter Klaus Fischers Führung wurden die Fischerwerke zu einem global agierenden Unternehmen. In der Befestigungstechnik wurde Fischer zum europäischen Marktführer und zum Weltmarktführer bei Dübeln ausgebaut. Jetzt gibt Klaus Fischer die operative Führung der Unternehmensgruppe ab. Das Bild zeigt die Dübelproduktion im Stammwerk in Tumlingen.   Archivbild

Unter Klaus Fischers Führung wurden die Fischerwerke zu einem global agierenden Unternehmen. In der Befestigungstechnik wurde Fischer zum europäischen Marktführer und zum Weltmarktführer bei Dübeln ausgebaut. Jetzt gibt Klaus Fischer die operative Führung der Unternehmensgruppe ab. Das Bild zeigt die Dübelproduktion im Stammwerk in Tumlingen. Archivbild

Die Fachzeitschrift „Baumarktmanager“ meldete am Mittwoch, bei der Unternehmensgruppe Fischer zeichne sich „ein Stabwechsel auf höchster Ebene“ ab: Klaus Fischer gebe den Vorsitz der Geschäftsführung ab. Die Firma Fischer schwieg zunächst dazu: „Kein Kommentar“, hieß es auf Nachfrage der SÜDWEST PRESSE. Dann gestern Abend doch noch eine Stellungnahme: „Prof. Klaus Fischer wird zum 1. Juli 2017 die operative Führung der Unternehmensgruppe Fischer abgeben. Diesen Schritt hatte er bereits vor längerer Zeit angekündigt. Er wird aber weiterhin in der Holding des Unternehmens bleiben und Vorsitzender des Beirats sein. Prof. Fischer kümmert sich ab dem 1. Juli verstärkt um das Fischer Prozess-System und um Zukunftsthemen des Unternehmens. Darüber hinaus wird er vermehrt die Fischer-Landesgesellschaften besuchen.“ Bestätigt wird von Fischer auch, was der „Baumarktmanager“ bereits vermutet hatte: Vorsitzender der Geschäftsführung der Fischerwerke, an der die operativen Gesellschaften hängen, wird zum 1. Juli Dirk Schallock. Er war zuvor Geschäftsführer der EBM-Papst St. Georgen GmbH & Co. KG. „Marc-Sven Mengis, der aus dem eigenen Hause kommt und Geschäftsführer Personal ist, wird ab dem 1. Juli Stellvertreter von Dirk Schallock sein“, so der Pressesprecher von Fischer.

Bei der Mulfinger Unternehmensgruppe EBM-Papst, in deren Tochterfirma in St. Georgen Dirk Schallock bis Ende Februar dieses Jahres Geschäftsführer war, war gestern noch nichts Näheres bekannt. Schallock hatte das Unternehmen auf eigenen Wunsch verlassen; er war dort fünf Jahre lang Geschäftsführer.

Schon einmal ein Rückzug aus

dem operativen Geschäft

Es ist nicht das erste Mal, dass sich Klaus Fischer (66) aus dem operativen Geschäft zurückzieht. 2011 hatte sein ältester Sohn Jörg Klaus Fischer, damals 35 Jahre alt, den Vorsitz übernommen. Der Generationswechsel sollte nicht gelingen. Im April 2012, gerade mal ein Jahr später, verließ Jörg Fischer das Unternehmen schon wieder – auf eigenen Wunsch und im Einvernehmen mit dem Vater, wie die Fischerwerke damals verlauten ließen. Fortan übernahm Prof. Klaus Fischer wieder die Führung.

„Wir haben in den vergangenen Wochen feststellen müssen, dass unsere Vorstellungen im Hinblick auf Ausrichtung und Führung des Unternehmens gravierend unterschiedlich sind“, sagte Klaus Fischer zum Ausscheiden seines Sohnes. Und auch, dass er sich entschieden habe, das Unternehmen wieder längerfristig zu leiten.

Damals ließ Fischer die Möglichkeit, dass sein ältester Sohn in einigen Jahren vielleicht doch noch einmal zurückkehrt, um die Firma zu übernehmen, bewusst offen, nannte aber auch Alternativen. Für solch eine scheint sich der Unternehmens-Inhaber jetzt entschieden zu haben.

Dass die Unternehmensgruppe ein Familienunternehmen bleiben wird, daran ließ Klaus Fischer nie einen Zweifel. Solange er in der Holding bleibt und Vorsitzender des Beirats ist, wird sich das auch nicht ändern.

Prof. Klaus Fischer ist der Inhaber der Unternehmensgruppe Fischer. Archivbild

Prof. Klaus Fischer ist der Inhaber der Unternehmensgruppe Fischer. Archivbild

Dirk Schallock war bis Februar Geschäftsführer von EBM-Papst in St. Georgen. Bild: ebm-papst

Dirk Schallock war bis Februar Geschäftsführer von EBM-Papst in St. Georgen. Bild: ebm-papst

Jörg Klaus Fischer ist der älteste Sohn des Unternehmensinhabers Klaus Fischer. Archivbild

Jörg Klaus Fischer ist der älteste Sohn des Unternehmensinhabers Klaus Fischer. Archivbild

Klaus Fischer und sein Unternehmen

Die Firma Fischer wurde 1948 von Artur Fischer gegründet. Der berühmte Erfinder starb im Januar 2016.

1980 übernahm Klaus Fischer die Geschäftsleitung des Unternehmens mit Sitz in Tumlingen. Klaus Fischer ist Inhaber und Vorsitzender der Geschäftsführung der Unternehmensgruppe Fischer.

Seit über 40 Jahren steht Professor E.h. Senator E.h. E.h. Dipl.-Ing. (FH) Klaus Fischer an der Spitze der Unternehmensgruppe. Unter seiner Leitung entwickelte sich der noch stark auf Deutschland und auf Kunststoffdübel fokussierte Mittelständler zu einem global agierenden Unternehmen. In der Befestigungstechnik wurde Fischer zum europäischen Marktführer und zum Weltmarktführer bei Dübeln ausgebaut – mit einem stetig wachsenden Produktsortiment. So wurde mit der Übernahme des wichtigsten Wettbewerbers in Deutschland, der Upat GmbH & Co. (Emmendingen), und der Rocca Bauchemie GmbH + Co. (Denzlingen) Kompetenz bei chemischen Befestigungen und Stahlankern aufgebaut.

Konsequent trieb Klaus Fischer auch die Internationalisierung voran durch die Gründung und den Kauf von Gesellschaften und den Aufbau weiterer Produktionsstandorte in Europa, Asien und Amerika. Mit der Aufnahme der neuen Unternehmensbereiche Fischer Automotive systems (hochwertiges Fahrzeuginterieur) und Fischer Consulting (Prozessberatung) verbreiterte er die wirtschaftliche Basis der Unternehmensgruppe.

Klaus Fischer führte 1987 das Fischer-Leitbild ein, in dem das Unternehmensziel definiert ist und die für alle im Unternehmen Tätigen verbindlichen Werte: innovativ, eigenverantwortlich, seriös. Früh erkannte er die Notwendigkeit neuer Organisationsstrukturen und Führungsmethoden.

Nach den Ideen des japanischen Kaizen (kontinuierliche Verbesserung) entwickelte er eine eigene Philosophie zur Verbesserung aller Unternehmensprozesse und zur Vermeidung von Verschwendung (Fischer Prozess-System).

Bundesverdienstkreuz: Für sein herausragendes Engagement in der betrieblichen und außerbetrieblichen Aus- und Weiterbildung erhielt Fischer 2007 das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse.

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Erstellt:
12.05.2017, 07:00 Uhr
Lesedauer: ca. 3min 11sec
zuletzt aktualisiert: 12.05.2017, 07:00 Uhr

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