„Nicht ohne uns“ hatte Premiere im Kamino

Kinder aus aller Welt auf dem Schulweg

Was im Jahr 2010 mit einer spontanen Idee begann, wurde inzwischen zum Kinofilm: „Walter sagte mir, lass uns doch Kinder auf ihrem Schulweg begleiten“, erzählt die Regisseurin Sigrid Klausmann. Walter ist ihr Mann, der Schauspieler Walter Sittler. Als Kind aus dem Schwarzwald sei sie selbst lange Schulwege gewohnt, sagt Klausmann. Gemeinsam drehten sie drei kurze Pilotfilme und suchten Fördermittel.

01.03.2017

Von Michael Frammelsberger über eine Filmpremiere im Kamino.

Walter Sittler. Archivbild

Walter Sittler. Archivbild

Aus den drei Episoden entstand das Projekt „Hundert99 kleine Helden“. 27 Porträts haben die beiden zusammen mit Kollegen gedreht, 16 davon wurden für den Film genutzt. „Nicht ohne uns!“ ist seit Januar zu sehen, er hat diverse Preise gewonnen. Die Protagonisten sind zwischen 10 und 12 Jahre alt, sie kommen aus 15 Ländern auf 5 Kontinenten. „Kinder in diesem Alter wissen sehr viel“, sagt Klausmann. Sei seien noch nicht indoktriniert und würden die Probleme in ihrer Umgebung sehen und offen ansprechen. Gestern war der Film zum ersten Mal in Reutlingen im genossenschaftlichen Kino Kamino zu sehen.

„Nicht ohne uns!“ beginnt um 4 Uhr morgens in Laos: Der 12-jährige To verlässt seine Großfamilie für einen langen Schulweg, 5 Tage wird er sie nicht mehr sehen. Die Erzählung springt von Kind zu Kind, etwa zu Alphosine aus der Elfenbeinküste, die vor dem Weg zur Schule noch zu Hause arbeiten muss, oder zum Österreicher Vincent, der auf einem Berg wohnt und auf Ski zum Unterricht ins Tal fährt. Egal ob die Kinder, wie Sai aus New York mit der U-Bahn fahren oder wie die Jordanierin Ekhlas mit dem Esel unterwegs sind; ob sie persönliche Probleme haben, wie der HIV-positive Lukino oder die sehbehinderte Rebekka – sie alle zeigen eine positive Sicht auf die Welt, sprechen aber auch Probleme und Ängste an. Yamabuki aus Japan sagt, dass es Atomkraft „gar nicht geben sollte“, Valeria macht sich Sorgen über den verschmutzten Fluss und Jaffer aus dem Irak berichtet von der schwierigen Sicherheitslage.

Beeindruckend findet Regisseurin Klausmann, dass ihre jungen Protagonisten Verantwortung für sich und ihre Umgebung übernehmen. „Sie haben nicht diesen egoistischen Blick auf die Welt“, sagt sie. Die Kinder wollten kein Mitleid, sondern ernstgenommen werden. Durch die langen Gespräche mit dem Filmteam hätten die Kinder von alleine über Probleme und Ängste berichtet, wohl auch weil keine Erwachsenen bei den Unterhaltungen dabei waren. Schüler wollten es oft ihren Lehrern recht machen, anstatt ihre eigene Meinung zu sagen, glaubt Sittler. Damit würden sie aber aufhören, frei zu reden und „das kann nicht in unserem Sinne sein“, erklärt der Co-Produzent. Mit dieser Botschaft sei das Werk sehr politisch geworden. „Junge Zuschauer sehen, was Gleichaltrige wissen, sie hinterfragen sich dann selbst“, berichtet Klausmann von früheren Aufführungen. Die Freiheit des Fragens sei wichtig für die Demokratie.

Momentan sammeln die Filmemacher Geld für neue Episoden. Sie wollen auch Kinder aus anderen Ländern zeigen. Überall auf de Welt haben Kinder einen unverstellten Blick auf die Welt, davon sind Klausmann und Sittler
überzeugt. „Irgendwann drehen wir auch in Nordkorea“, kündigt Sittler an.

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Erstellt:
01.03.2017, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 23sec
zuletzt aktualisiert: 01.03.2017, 01:00 Uhr

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