Ammerbuch

Ist gottgewollt

Neuer Stoff für einen religionskritischen Disput.

22.05.2017

Von Roland Fakler, Ammerbuch

Kritik an der röm. Kirche gab es schon, seitdem sie unter Konstantin I. mit Reichtum, Krieg und Verfolgung weit vom Ideal des Meisters abgewichen war. Vorläufer waren die Ketzer, dann J. Wicliff und J. Hus. Zu Luthers Zeiten war die röm. Kirche ein einziger Saustall mit Vetterles- und Mätressenwirtschaft, Ämterkauf, Intrigen, Verweltlichung, Prunk- und Verschwendungssucht, grenzenlose Hab- und Raffgier, Betrügereien, wie Ablass- und Reliquienhandel. Löblich, dass Luther dagegen aufgestanden ist! Seine Übersetzung der Bibel ins Deutsche war eine Meisterleistung. Dass der Gläubige selbst die Bibel lesen konnte, war ein Schritt zur Mündigkeit des Volkes. Luther blieb allerdings ein Mann des Mittelalters, der von allgegenwärtigen Teufeln besessen war, der alles Unglück: Krieg, Feuer, Hagel, Pest, Wahnsinn, Selbstmord, vor allem die Krankheit dem Teufel anrechnet. „Die Vernunft ist die Hure des Teufels.“ Den Falschgläubigen drohen ewige Höllenstrafen, den Juden, den Ketzern, den Hexen, den Türken…

An den drückenden Verhältnissen will er nichts ändern, denn alle Obrigkeit kommt von Gott. Sie ist gottgewollt. Demokratie und Menschenrechte kamen ihm nicht in den Sinn. Die Bauernaufstände will er niederschlagen. Die Leibeigenschaft kümmert ihn nicht. Die Freiheit will er geistig und nicht fleischlich verstanden wissen. Jeder Christ habe, gemäß dem Vorbild Jesu, „nicht zu rechten und zu fechten, sondern Unrecht zu leiden und das Übel zu dulden“.