Stuttgart

Information gegen Studienabbrüche

In Baden-Württemberg gibt es deutlich weniger Studienabbrecher als im Bundesdurchschnitt - dennoch sieht die Landesregierung weiteren Handlungsbedarf.

02.06.2017

Von dpa/lsw

Theresia Bauer spricht bei einer Pressekonferenz. Foto: Bernd Weissbrod/Archiv dpa/lsw

Theresia Bauer spricht bei einer Pressekonferenz. Foto: Bernd Weissbrod/Archiv dpa/lsw

Stuttgart. Einer am Freitag vorgestellten Studie zufolge waren 18 Prozent der Bachelor-Studierenden innerhalb von drei Jahren nach Studienbeginn abgesprungen. Zum Vergleich: Bundesweit liegt die Studienabbrecherquote mit 29 Prozent elf Prozentpunkte höher. «Der Schwund ist zu hoch, zu viele junge Menschen müssen ihre Entscheidung korrigieren», betonten Wissenschaftsministerin Theresia Bauer (Grüne) und Wirtschaftsstaatssekretärin Katrin Schütz (CDU) in Stuttgart.

Aus Bauers Sicht ist ein Schlüsselthema der Einstieg ins Studium, wo man mit Stützmaßnahmen, Tutorenprogrammen und «MINT-Kollegs» ansetzen könne und dies bereits teilweise realisiere. «MINT» steht für die Fächer Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik. Gut informierte Studenten brechen ihr Studium seltener ab. «Gut gewählt ist halb gewonnen», heiße die Devise.

Denn oftmals geben Studenten auf, weil sie sich überfordert fühlen: So sind Leistungsprobleme der Hauptgrund für den Studienabbruch (31 Prozent). Mangelnde Motivation gaben 20 Prozent der Befragten als Grund für ein Ende der Hochschullaufbahn an. Bauer sagte, dass Studienabbrüche oft auf mehrere Gründe zurückzuführen seien - unter anderem, weil die Studenten unterschiedlicher geworden seien. Es sei ein Aufwand, alle auf ein ähnliches Niveau zu bringen.

Der Verfasser der Studie, Ulrich Heublein, warnte vor zu großen Abweichungen zwischen dem Schulwissen und den Anforderungen an die Studienbeginner. Zugleich lobte er aber die bisherigen Initiativen im Südwesten. Nur im Südwesten würden sich Lehrer und Hochschullehrer im Fach Mathematik an einen Tisch setzen und einen verbindlichen Anforderungskatalog erstellen. Heublein sprach sich für die Ausweitung auf andere Fächer aus.

Zugleich plädierten Bauer und Schütz dafür, Studium und duale Ausbildung gleichwertig «auf Augenhöhe» zu vermitteln. Schütz zufolge beginnen 44 Prozent der Befragten nach dem Abbruch eine Berufsausbildung - oftmals sind sie später sehr zufrieden, weil sie die praktischen Erfahrungen und die Arbeitsplatzsicherheit schätzten.

Erstaunlich ist die hohe Abhängigkeit zwischen Abbruch eines Studiums und sozialer Herkunft: 56 Prozent der befragten Studienabbrecher hatte keinen Elternteil mit Hochschulabschluss. Weitere 28 Prozent gaben an, dass nur ein Elternteil das Studium abgeschlossen habe. Kinder aus bildungsferneren Schichten dürften nicht benachteiligt sein, betonte die Landesvorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) Baden-Württemberg, Doro Moritz.

Auch die Hochschulexpertin der SPD, Gabi Rolland, bemängelte, Studienerfolge im Ländle hingen maßgeblich vom sozialen Hintergrund ab. Die Grünen im Landtag kündigten an, verstärkt Studierende ohne Akademikerelternhaus, Quereinsteiger oder Studierenden ohne Abitur unterstützen zu wollen. Die FPD-Landtagsfraktion monierte indes, zahlreiche Ausbildungsplätze blieben seit Jahren vakant.

Die Vize-Landeschefin des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB), Gabriele Frenzer-Wolf, gab zudem zu bedenken, dass Studierende mit einer Hochschulzugangsberechtigung von einer beruflichen Schule häufiger das Studium abbrechen. Das bereitet dem Arbeitgeberverband ebenfalls Kopfzerbrechen: Seiner Ansicht nach tun sich insbesondere Studierende mit dem Niveau und Arbeitspensum im Studium schwer, die eine andere Hochschulzugangsberechtigung als das Abitur haben.

Die Studie wurde vom Deutschen Zentrum für Hochschul- und Wissenschaftsforschung (DZHW) mit Blick auf die BA-Studienanfänger des Jahres 2014 vorgenommen. Zu ihrer Situation befragt wurden rund 2400 Exmatrikulierte.

Theresia Bauer spricht bei einer Pressekonferenz. Foto: Bernd Weissbrod/Archiv dpa/lsw

Theresia Bauer spricht bei einer Pressekonferenz. Foto: Bernd Weissbrod/Archiv dpa/lsw

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Erstellt:
02.06.2017, 15:38 Uhr
Aktualisiert:
02.06.2017, 17:22 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 29sec
zuletzt aktualisiert: 02.06.2017, 17:22 Uhr

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