Neckargasse wird Baustelle

Im Sommer werden Leitungen verlegt – und im nächsten Jahr der Belag

Von Mai bis September werden in der Haupt-Fußgängerachse in die Altstadt, der Neckargasse, neue Rohre und Leitungen eingebaut. Eigentlich sollte dann auch gleich ein neuer Belag verlegt werden. Doch das klappt nicht. Darum ist die Gasse in einem Jahr noch einmal Baustelle.

11.03.2016

Von SABINE LOHR

Alle Häuser in der Neckargasse bekommen neue Wasser-, Strom- und Gasleitungen und zudem Rohre für Glasfaserkabel. Der obere Teil der Gasse (oben) wird erst im August gerichtet. Zuerst kommt der schwierigere, weil engere Teil dran (unten). Baubeginn ist im Mai.  Bilder: Metz

Alle Häuser in der Neckargasse bekommen neue Wasser-, Strom- und Gasleitungen und zudem Rohre für Glasfaserkabel. Der obere Teil der Gasse (oben) wird erst im August gerichtet. Zuerst kommt der schwierigere, weil engere Teil dran (unten). Baubeginn ist im Mai. Bilder: Metz

Tübingen. Über 80 Jahre alt sind die gusseisernen Wasserrohre in der Neckargasse. So ganz trauen die Stadtwerke und die Stadtverwaltung ihnen deshalb nicht mehr. „Wenn da ein Stück kaputt geht, ist der Schaden enorm“, sagte Projektleiter Hans Prospero von den Stadtwerken gestern bei der Pressekonferenz zur Neckargassen-Baustelle. Es werde also allerhöchste Zeit, die alten Rohre auszutauschen.

Und wenn die Stadtwerke schon mal beim Buddeln sind, dann nutzen sie das, um auch noch andere Leitungen zu verlegen. So bekommen alle Häuser in der Neckargasse neue Stromleitungen und eine so genannte Pipe – ein Rohr, in das Glasfaserkabel „für sehr schnelles Internet“, so Prospero, hineingezogen werden.

Sind die Rohre und Leitungen verlegt, nutzt die Stadt normalerweise die Gelegenheit, um einen neuen Belag aufzubringen. Das war so in der Neuen Straße und in der Hafengasse. In der Neckargasse klappt das aber nicht direkt im Anschluss.

Der Grund: Feuerwehr und Krankenwagen müssen jederzeit durch die Neckargasse fahren können. Vor allem die Bursagasse ist dabei ein Problem. Die Stadtwerke unterteilen deshalb die Arbeiten in drei Bauabschnitte, so dass die Zufahrt für Rettungsfahrzeuge (und auch Lieferfahrzeuge) von oben oder unten jederzeit möglich ist. Allerdings kann deshalb nicht in zwei Bauabschnitten gleichzeitig gearbeitet werden, was bei Belagsarbeiten der Fall wäre.

Die Konsequenz daraus ist, dass die Pflastersteine erst dann verlegt werden können, wenn die Stadtwerke komplett fertig sind. „Wir versuchen, damit noch in diesem Jahr zu beginnen, der größte Teil wird aber erst nächstes Jahr gemacht“, sagte der städtische Tiefbau-Chef Albert Füger. Zunächst bekommt die Neckargasse deshalb eine provisorische Asphaltschicht, die in einem Jahr schnell wieder ausgebaut werden kann.

Für die 32 Geschäfte in der Neckargasse hat die Baustelle Auswirkungen. „Es ist klar, dass das Umsatzverluste gibt“, sagte Oberbürgermeister Boris Palmer. Zugänglich werden alle Läden während der ganzen Bauzeit sein, verspricht Wirtschaftsförderer Thorsten Flink. Er wünscht sich, dass die Passanten trotz der Baustelle in die Neckargasse kommen und hat sich Lockvögel ausgedacht. Zum einen sind das Tafeln, auf denen etwas über die Geschichte einzelner Häuser zu lesen sein wird. Zum Beispiel über den „Wurstpalast“, an der Ecke zum Schulberg, in dem einst eine größere Metzgerei war, oder über das „Haus des Tanzmeisters“.

Zum anderen werden in einigen Geschäften ungewöhnliche Bilder mit Tübinger Motiven zu sehen sein. Eine Tübinger Forschungsgruppe, die Bethge Lab, hat ein Algorithmus-Programm zur Bildumwandlung kreiert – mit der entsprechenden Software werden Bilder im Stil berühmter Maler umgestaltet. So ähnelt etwa die Neckarfront dem Gemälde „Starry Night“ von Vincent van Gogh. Die Bilder wird es auch als Postkarten geben. Und ein Gewinnspiel gibt es dazu dann auch noch. Bisher, sagt Flink, machen elf Händler mit – er hofft aber auf eine noch regere Teilnahme.

Auch für Lieferdienste wird es Einschränkungen geben. Lastwagen können zwar die ganze Zeit über die Neckargasse befahren, aber voraussichtlich nicht überall halten, um ihre Waren abzuladen. Die genauen Regelungen für die Lieferanten werden laut Stadtwerke-Sprecher Johannes Fritsche mit den Baufirmen noch abgesprochen.

Ist die Neckargasse komplett gerichtet, werden die Stadtwerke am Holzmarkt neue Rohre und Leitungen verlegen.

Nicht barrierefrei: Geschäfte behalten ihre Treppen

Die meisten Geschäfte in der recht steilen Neckargasse sind nur über Treppen zu erreichen – und damit für Rollstuhlfahrer nicht zugänglich. Das hätte die Stadtverwaltung gerne geändert. Dazu müsste die Oberfläche der Gasse den jeweiligen Eingangniveaus angepasst werden – was aber, so Albert Füger, dazu führen würde, dass sich die Gasse in eine „Berg- und Talbahn“ verwandeln würde. Weil das für alle Passanten schlecht wäre, verzichtet die Stadt voraussichtlich auf den barrierefreien Zugang zu den Läden.

Der neue Belag in der Neckargasse wird etwa so wie in der Neuen Straße sein: Die Betonpflastersteine, die bei Nässe extrem rutschig sind, werden durch Granitsteine ersetzt, die mehr Haftung bieten. Das Gesamtbild der Gasse wird harmonischer.

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Erstellt:
11.03.2016, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 59sec
zuletzt aktualisiert: 11.03.2016, 01:00 Uhr

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