Sofia Coppola über „Die Verführten“

„Ich wollte die weibliche Sicht der Dinge zeigen“

Regisseurin Sofia Coppola stellt „Die Verführten“ auf dem Filmfest in München vor.

28.06.2017

Von Cordula Dieckmann, dpa

„Frauen reden mit Blicken“, sagt Sofia Coppola. Foto: Guillaume Horcajuelo/EPA/dpa

„Frauen reden mit Blicken“, sagt Sofia Coppola. Foto: Guillaume Horcajuelo/EPA/dpa

München. Frauen, die isoliert von der Außenwelt leben und mit widerstreitenden Gefühlen, Ängsten und Eifersucht konfrontiert sind: Ein Lieblingsthema der US-Regisseurin Sofia Coppola (46), das sie in ihrem neuen Film „Die Verführten“ aufgreift. Im amerikanischen Bürgerkrieg findet ein verletzter Soldat Zuflucht in einem Mädchenpensionat. Die Bewohnerinnen geraten in ein dramatisches Gefühlschaos. Auf dem Filmfest in München hat das Drama mit Kirsten Dunst, Nicole Kidman, Colin Farrell und Elle Fanning am Montagabend Deutschlandpremiere gefeiert.

Ihr Film beruht auf einem Roman von Thomas Cullinan und wurde 1971 von Don Siegel verfilmt, mit Clint Eastwood in der Rolle des verletzten Soldaten. Sie erzählen die Geschichte aus der weiblichen Perspektive. Wie kam es dazu?

Sofia Coppola : Es ist eine Geschichte über Frauen, und der Film von Don Siegel erzählt sehr stark aus der Perspektive von Männern. In seiner Version gehen die Frauen sehr verrückt mit ihrer Sexualität und ihrem Verlangen um. Ich wollte die weibliche Sicht der Dinge zeigen und das etwas normaler gestalten. Frauen kommunizieren ganz anders, sie sagen viel mehr ohne Worte. Sie reden mit Blicken, mit dem Ton ihrer Stimme. Männer reden eher und sind körperlicher.

Anfangs wirken die Frauen friedlich und unschuldig, in weißen und pastellfarbenen Kleidern und schönen Frisuren. Doch bald treten erschreckende Züge zutage.

Werden Frauen unterschätzt?

Auf jeden Fall. Frauen werden oft unterschätzt. Ich wollte anfangs eine ganz harmlose, grazile und sehr feminine Welt zeigen. Vor allem die Frauen aus dem Süden der USA sind nicht als sehr bedrohlich bekannt. Aber natürlich können sie stark und sogar brutal sein, wenn es notwendig ist.

Für die zwei Lehrerinnen und ihre fünf Schülerinnen ist der da liegende Soldat wie eine Puppe, mit der man spielt und die man gefahrlos küssen kann. Der Mann wird zum Objekt, die Frauen bestimmen den Ton?.?.?.

Ich fühlte mich der weiblichen Sicht verbunden. Natürlich kann ich mich mit den Charakteren identifizieren, ich sehe die verschiedenen Facetten von Frauen, mit Stärke aber gleichzeitig auch Verletzlichkeit. Ich wollte diese verschiedenen Schichten zeigen.

Wie haben Sie Farrell davon überzeugt, die Rolle des Soldaten zu übernehmen, als einziger Mann unter sieben Frauen, der noch dazu lange Zeit hilflos im Bett liegt?

Colin hat sofort verstanden, wie ich mir den Film vorstellte. Ein Schauspieler muss sehr selbstbewusst sein, sich in so eine schwache Position zu begeben, in der er von starken Frauen umringt ist. Aber er hat es toll gemacht.

Wie haben Sie die Dynamik am Set erlebt?

Die Schauspielerinnen hatten Spaß. Und Colin war kein Spielverderber. Er hatte auch Freude daran, von lauter Frauen umgeben zu sein. Die Atmosphäre am Set war sehr vergnüglich.

Sofia Coppola ist die Tochter des Regisseurs Francis Ford Coppola. Als Baby war sie in seiner Kulttrilogie „Der Pate“ als neugeborener Junge zu sehen. Ihr größter Erfolg als Filmregisseurin war „Lost in Translation“.

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Erstellt:
28.06.2017, 06:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 29sec
zuletzt aktualisiert: 28.06.2017, 06:00 Uhr

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