Früherer Präsident bereitet seine Rückkehr in die Klubspitze der Bayern vor

Hoeneß macht ernst

In den nächsten Tagen gibt Uli Hoeneß wohl bekannt, dass er als Präsident der Bayern zurückkehren wird. Im Hintergrund wirkt er seit längerem mit.

20.07.2016

Von ARMIN GRASMUCK

Die Führungsspitze der Bayern bei der Jahreshauptversammlung 2013 (von links): Karl-Heinz Rummenigge, Karl Hopfner und Uli Hoeneß. Foto: Eibner

Die Führungsspitze der Bayern bei der Jahreshauptversammlung 2013 (von links): Karl-Heinz Rummenigge, Karl Hopfner und Uli Hoeneß. Foto: Eibner

München. Der neue Trainer ist da. Routiniert haben die Profis des FC Bayern mit der Vorbereitung auf die neue Saison begonnen. Doch in den oberen Stockwerken der prachtvollen Geschäftsstelle an der Säbener Straße herrscht gespenstische Ruhe. Keine großen Worte, keine krachenden Attacken, keine ehrgeizig formulierten Ziele. Die ungewöhnliche Stille an der Spitze des eigentlich höchst sensiblen Klubs und der auffällige Mangel an schlagzeilenträchtigen Nachrichten deuten darauf hin, dass der Rekordmeister gezielt auf einen Paukenschlag setzt, der in den nächsten Tagen weit über die Stadtgrenzen hinaus schmettern wird: die Rückkehr von Uli Hoeneß.

In München zweifelt mittlerweile keiner mehr daran, dass der ehemalige Präsident und Aufsichtsratschef der Bayern auf genau diesen Posten in den Verein zurückkehren wird. Hoeneß, der im März 2014 aufgrund eines schweren Steuerdelikts zu einer Haftstrafe verurteilt wurde, ist seit Ende Februar wieder auf freiem Fuß. Im Klub und auch von den meisten der zahlreichen Mitglieder und Anhänger wird die Rückkehr des über Jahrzehnte erfolgreichen Spielers und Managers unterstützt. Im nächsten Umfeld der Bayern gibt es sogar Leute, die davon überzeugt sind, dass sogar während seiner Haftzeit keine wichtige Entscheidung an ihm vorbei getroffen wurde.

„Der FC Bayern braucht Uli Hoeneß – und Uli Hoeneß den FC Bayern“, sagte nun Franz Beckenbauer, der langjährige Mitstreiter, der Bild-Zeitung. „Auch in einem so funktionierenden und erfolgreichen Verein sollte man nicht auf die Erfahrung von Uli verzichten. Er ist immer mit Herzblut bei der Sache. Ich würde mich freuen über seine Rückkehr.“ Auch Karl-Heinz Rummenigge, der Vorstandsvorsitzende, und Karl Hopfner, Hoeneß' Nachfolger als Präsident und Vorsitzender des Aufsichtsrats, warben zuletzt auffallend deutlich um den 64 Jahre alten Freund und Kollegen. Hopfner kündigte bereits an, dass er kampflos zurückziehen werde, wenn der Vorgänger bei der Jahreshauptversammlung in diesem November wieder antritt. „Das war's noch nicht“, so hatte sich Hoeneß im Herbst 2013 von den Mitgliedern verabschiedet.

Die jüngsten Personalien auf Schlüsselpositionen deuten auf den strukturellen Umbruch bei den Bayern hin, den Hoeneß entscheidend voranzutreiben scheint. Überraschend, aber eindeutig und verhältnismäßig kühl wirkten die Abschiede von Sportvorstand Matthias Sammer – kurz vor dem Anpfiff zum Endspiel der Europameisterschaft und am Abend, bevor der neue Cheftrainer Carlo Ancelotti den Dienst antrat – sowie dem langjährigen Mediendirektor Markus Hörwick, der am Tag des Halbfinales der deutschen Elf gegen Frankreich seinen Rückzug verkündete. Zwei knappe Hinweise an die Presseagenturen, ein paar warme Worte. Danke, das war's.

In diesem Zusammenhang bekommt auch das Wortgefecht, das sich Sammer im Frühjahr mit Hoeneß lieferte, eine neue Pointe. Vor dem Rückspiel im Achtelfinale der Champions League gegen Juventus Turin hatte Hoeneß das Triple als Saisonziel des Trainers Pep Guardiola umrissen, was Sammer direkt als „dummes Zeug“ abtat. Wenig später meldete sich Sammer krank: Durchblutungsstörung im Gehirn. Es gab bei Bayern kein Zurück mehr für ihn.

Der Posten des Mahners, diese berühmt berüchtigte „Abteilung Attacke“, ist seitdem vakant. Laut dem Fachmagazin Kicker traf Rummenigge diese Entscheidung „in enger Abstimmung“ mit Hoeneß. In den nächsten Tagen wird der frühere und wohl künftige Präsident, der die Bayern in den 30 Jahren als tatkräftiger, wortgewaltiger und geschäftstüchtiger Manager zum Branchenführer in Deutschland und zu einer Wirtschaftsmarke von Weltrang formte, den Platz in der Machtzentrale der Münchner offiziell untermauern.

Heute Testspiel: Bayern gegen Guardiola

Top-Duell Bauchmensch gegen Kopfmensch, Pragmatiker gegen Philosoph: Carlo Ancelotti trifft nur 67 Tage nach dem Abschied von Pep Guardiola auf seinen Vorgänger beim deutschen Rekordmeister Bayern München. Doch es sind nicht nur zwei Trainer, die sich an der Seitenlinie gegenüberstehen werden, sondern zwei unterschiedliche Ansätze vom Fußball. „Ich habe eine sehr gute Beziehung zu Pep Guardiola. Er hat hier hervorragende Arbeit geleistet“, sagte Ancelotti vor dem Testspiel heute gegen Manchester City (20.30 Uhr/ZDF) über den Spanier. Bei aller Wertschätzung wird aber schon nach gut einer Woche deutlich, dass es beim Serienmeister künftig in eine andere Richtung gehen wird. Auf dem Platz, und daneben. Ancelotti wirkt umgänglicher als der nüchtern agierende Vorgänger. ?sid

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Erstellt:
20.07.2016, 06:00 Uhr
Lesedauer: ca. 3min 06sec
zuletzt aktualisiert: 20.07.2016, 06:00 Uhr

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