His & Hers

His & Hers

??70 Frauen unterschiedlichen Alters erzählen in der experimentell grundierten Doku von den Männern ihres Lebens.

01.07.2013

Von Dorothee Hermann

His & Hers

An 70 Frauen vom Baby bis zur Greisin interessiert den irischen Regisseur Ken Wardrop vor allem eins: die Beziehung zum Mann ihres Lebens. Damit ist einerseits ein ziemlich verengter Blickwinkel vorgegeben: traditionelle heterosexuelle Familienverhältnisse (keine Schwulen, keine Patchworkkonstellationen), irgendwo im ländlichen Herzen Irlands. Andererseits dürfte es den Filmemacher gereizt haben, wie sich die stets unsichtbaren Männer, Freunde, Väter, Söhne in den wenige Minuten kurzen Porträts ausnehmen.

Für den Zuschauer bleiben keine Anhaltspunkte als die Worte der jeweiligen Frau, ihr Blick und ihr Gesichtsausdruck beim Reden. Trotz der Konventionalität der Lebensentwürfe sind Ambivalenzen erkennbar: wenn sich eine Mutter mit obsessiver Freude sicher ist, sie werde immer einen Platz im Leben ihres Sohnes haben. Das ist dann schon das Maximum an potenzieller Disharmonie oder Konflikten, das die preisgekrönte Dokumentation anzudeuten beliebt.

Die Frauen werden in tipptopp aufgeräumten Wohnungen gezeigt, meist ohne persönliche Gegenstände. Selbst auf Bauernhöfen wird die austauschbare Funktionalität allenfalls kurz durch einen ausladenden, weißen Emaille-Herd durchbrochen.

Der Film konzentriert sich beharrlich auf eine Art Baumarkt-Häuslichkeit oder -Vorgarten, selbst wenn die jeweilige Frau berufstätig ist. Diese Schauplätze sind zu derart steriler Sauberkeit geschrubbt oder gemäht, dass man sich fragen kann, wie sich zwischen den keimfreien Oberflächen Intimität überhaupt entwickeln konnte. Andererseits ist es reizvoll, das Verhältnis zwischen den Geschlechtern, familiäre Zuneigung und Liebe unter Alltagsbedingungen und nach Lebensjahrzehnten zu beobachten, statt als romantisches Abenteuer, das sich durch Gewohnheit abnutzt.

Liebe unter Alltagsbedingungen kann eine recht nüchterne Angelegenheit sein.