Auch ein Sozialdemokrat kandidiert

Hendrik Bednarz will Beigeordneter in Rottenburg werden

Nach dem Baisinger CDU-Stadtrat Horst Schuh macht ein zweiter Bewerber seine Kandidatur um das Amt eines Rottenburger Beigeordneten publik: Hendrik Bednarz aus Mössingen, 37 Jahre alt, Jurist, Amtsleiter im Landratsamt Reutlingen.

24.06.2016

Von Gert Fleischer

Das Rathaus von Rottenburg. Bild: Metz

Das Rathaus von Rottenburg. Bild: Metz

Rottenburg. Am Donnerstag gab Bednarz seine Unterlagen im Rottenburger Rathaus ab; Freitagmittag war Bewerbungsschluss. Seinem Anschreiben an die Presse ist anzumerken, dass er sich über den gegenwärtigen Zuschnitt des Dezernats des Finanzbürgermeisters informiert hat. Dessen Noch-Amtsinhaber Volker Derbogen geht auf eigenen Wunsch in den Ruhestand.

Bednarz ist 37 Jahre alt, verheiratet und hat einen einjährigen Sohn. Zivildienst machte er als Rettungssanitäter. In Tübingen studierte er Rechtswissenschaften, machte Referendariat in Herrenberg und in Washington und legte 2007 die zweite juristische Staatsprüfung ab. Danach kümmerte er sich zwei Jahre um seine Dissertation („Demographischer wandel und kommunale Selbstverwaltung“). Die vertiefte wissenschaftliche Arbeit habe ihm viel Spaß gemacht, sagte er im Gespräch mit dem TAGBLATT, doch das Gestalten sei ihm lieber als das Analysieren und Beschreiben. Eine Mischung aus Wissenschaft und Praxis hat er beim nebenberuflichen Engagement als Lehrbeauftragter an der Hochschule für öffentliche Verwaltung in Ludwigsburg.

Seine beruflichen Anfänge lagen in Rechtsanwaltskanzleien. Dort sammelte er Erfahrung im Baurecht, Verwaltungsrecht und Gewerblichen Mietrecht. Seinen Einstieg in die kommunale Verwaltung machte er gleich als Amtsleiter: Seit September 2012 führt er das Verkehrs- und Ordnungsamt beim Landratsamt Reutlingen mit etwas mehr als 200 Beschäftigten. Als der Landkreis Reutlingen in den vergangenen Monaten Hunderte von Flüchtlingen unterzubringen hatte, „konnte ich weitreichende Erfahrungen als Krisenmanager sammeln“, schreibt Bednarz.

Zwar habe er als Amtsleiter mit dem Kreishaushalt und mit Budget zu tun, aber finanzspezifische Erfahrungen im engeren Sinn habe er bisher nicht gemacht. „Es wäre lächerlich, es verbergen zu wollen: In die Gesamtverantwortung für die Kämmerei müsste ich mich einarbeiten.“ Das traue er sich zu, zumal es nicht darum gehe, den Etat bis in die letzte Stelle auswendig zu können. Ein Finanzbürgermeister setze die Hauptlinien. Immerhin arbeitet Bednarz bereits seit fünf Jahren mit dem neuen kommunalen Haushalts- und Rechnungswesen, der Doppik („doppelte Buchführung in Konten“), das die Stadt Rottenburg ab 2017 praktiziert.

In der Finanzpolitik gebe er der Nachhaltigkeit Vorrang: „Wir dürfen nicht die Ressourcen künftiger Generationen vervespern“. Das bedeute aber nicht, einem „Sparen um des Sparens willen“ das Wort zu reden. „Wir dürfen die öffentliche Infrastruktur nicht verlottern lassen.“ Investitionen in Kinderbetreuung und Schule seien ihm wichtig, ebenso der Wohnungsbau. Hendrik Bednarz ist SPD-Mitglied. Parteipolitisch sei er schon aktiver gewesen als jetzt, sagte er. Das Amt des Beigeordneten wolle er nicht politisch seine politische Ausrichtung und Zugehörigkeit aber auch nicht verstecken. Von 2003 bis 2006 war Bednarz Landesvorsitzender der Jusos, von Ende 2005 bis 2013 Mitglied im Landesvorstand der Sozialdemokraten. Seit Oktober 2013 ist er Stellvertretender Vorsitzender des SPD-Kreisverbands Tübingen.

In der Kommunalpolitik, zumal in nicht so großen Städten, spiele die Parteimitgliedschaft keine so bedeutende Rolle, sagt Bednarz. Er stehe jetzt und falls er gewählt würde auch dann für alle zum Gespräch bereit.

Die Rottenburger SPD habe ihm die Kandidatur angetragen, berichtet Bednarz. Er habe sich informiert und gespürt, die Stadt könnte zu ihm passen und er könnte einiges dafür tun, dass Rottenburg lebenswert bleibt. Einer seiner Bewerbungssätze: Mit meiner Erfahrung aus Wirtschaft und Verwaltung sowie meinem modernen und dynamischen Führungsstil möchte ich Rottenburg als vielfältige und attraktive Stadt weiter voranbringen.“

Dass er zur Fasnet mit OB und Baubürgermeister im Häs unters Volk geht, ist Bednarz, obwohl bisher nicht besonders närrisch in Erscheinung getreten, kein Schreckensszenario. „Die Fasnet ist ein Kulturgut“, sagte Bednarz. Als Katholik hat er nicht die schlechteste Prägung.

Das Rathaus von Rottenburg. Bild: Metz

Das Rathaus von Rottenburg. Bild: Metz

Sechs Bewerber insgesamt – alles Männer

Außer Hendrik Bednarz und Horst Schuh, dem Fraktionsvorsitzenden der CDU im Rottenburger Gemeinderat und Leiter des Staatlichen Rechnungsprüfungsamts in Tübingen, haben sich vier weitere Männer für das Amt des Beigeordneten beworben. Dies sagte Rottenburgs Oberbürgermeister Stephan Neher am Donnerstagmittag nach Ablauf der Bewerbungsfrist. Zwei der sechs Bewerber sind nicht aus Baden-Württemberg. Nach erster Sichtung der Unterlagen erfüllten sie alle die formalen Voraussetzungen, die für das Amt vorausgesetzt werden. Am kommenden Montag will die Stadtverwaltung mit den Fraktionsvorsitzenden eine erste Sichtung vornehmen. Am 26. Juli ist die Wahl im Gemeinderat vorgesehen. Sollte die Zahl der zur Wahl vorgeschlagenen Kandidaten zuvor noch reduziert werden, würde diese Auswahl am 19. Juli nichtöffentlich im Verwaltungsausschuss besprochen.

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Erstellt:
24.06.2016, 19:30 Uhr
Lesedauer: ca. 3min 12sec
zuletzt aktualisiert: 24.06.2016, 19:30 Uhr

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