Auf der Suche nach Willie

Hauptsache Fußball-WM: Patrick Herzog hütet in seiner Garage einen besonderen Schatz

Autogrammkarten, Sondermünzen, Trikots, Maskottchen – Patrick Herzog aus Poltringen sammelt Gegenstände rund um die Fußballweltmeisterschaften. Aktuell sucht er das WM Maskottchen von 1966: Willie.

08.09.2016

Von Martin Schmid

Der WM-Pokal als Replik und eine der ersten Vuvuzelas im Original: Patrick Herzog mit zwei besonders schönen Stücken aus der WM-Sammlung, die er in seiner Garage in Poltringen ausgestellt hat. Bild: Schmid

Der WM-Pokal als Replik und eine der ersten Vuvuzelas im Original: Patrick Herzog mit zwei besonders schönen Stücken aus der WM-Sammlung, die er in seiner Garage in Poltringen ausgestellt hat. Bild: Schmid

Die Vitrine in der Garage ist nagelneu. Anders als die meisten der darin befindlichen Gegenstände. „Angefangen hat es mit einem alten Stickeralbum der WM 1978, das mir vor circa acht Jahren zufällig mal wieder in die Hände gefallen ist“, erinnert sich Patrick Herzog. Weil ihm die nicht beklebten Stellen im Album nicht gefallen haben, begann der mittlerweile 49-Jährige damit, im Internet nach den fehlenden Stickern zu suchen und diese zu ersteigern. „Dabei fiel mir auf, dass es im Netz noch viele andere tolle Sachen rund um die Weltturniere zu erwerben gibt“, erzählt Herzog und verweist auf den eigentlichen Beginn seiner Sammlung – Originalautogrammkarten aller deutschen WM-Spieler, die in den Finalspielen, in denen Deutschland Fußballweltmeister wurde, getroffen haben: Angefangen bei Max Morlok und Helmut Rahn 1954, über Paul Breitner und Gerd Müller 1974, bis zu Andreas Brehme 1990 und Mario Götze 2014.

Ein Stück Rasen

vom Finale

Inzwischen hat er in seiner Garage in Poltringen einen Glasschrank aufgestellt, angefüllt mit Gegenständen, die in Verbindung zu den Fußballweltmeisterschaften seit 1954 stehen – vornehmlich der Turniere, in denen die deutsche Mannschaft den Titel geholt hat.

Sein Lieblingsstück ist ein Stück Originalrasen aus dem Berliner Olympiastadion; dem Rasen, auf dem das Finale der WM 2006 ausgetragen wurde – „leider ohne deutsche Beteiligung“, bedauert Herzog.

Nicht wenig Zeit verbringt der bei der Bundespolizei in Böblingen beschäftigte Poltringer mit der Suche nach Stücken für seine Sammlung. „Meistens früh morgens am Wochenende“, verrät seine Frau Heike, die es „ganz cool“ findet und die ihm diese Freude gerne gönnt, zumal sie selbst fußballbegeistert ist. Bei Herzogs ist es deshalb während Welt- und Europameisterschaften üblich, dass Freunde und Bekannte zum Public Viewing in die geschmückte Garage kommen und dort in großer Runde die Spiele schauen, die mit einem Beamer an die Wand projiziert werden.

Zu Herzogs WM-Sammlung gehören auch besondere Stücke wie ein Aral-WM-Atlas von 1966, mit einem Originalautogramm vom damaligen deutschen Trainer Sepp Herberger. Außerdem besitzt er eine Nachbildung des WM-Pokals. „Das ist bislang das einzige Stück in meiner Sammlung, das teurer war als zehn Euro“, verweist Herzog auf das sich selbst gesteckte finanzielle Limit, welches er oft nur durch langes Feilschen einhalten kann.

Zu einigen Gegenständen gibt es auch eine spezielle Geschichte. So zu einer Vuvuzela – dem Instrument, das erst 2010 weltweit bekannt wurde. „Meine Eltern waren 2009 im Urlaub in Südafrika“, erzählt Herzog. „An dem Tag, als in Kapstadt die Gruppenauslosung für die dortige Weltmeisterschaft stattfand, war Volksfeststimmung auf den Straßen und überall wurden Vuvuzelas gespielt. Natürlich hat mein Vater eine für mich gekauft.“

Jogi Löw ging ihm

durch die Lappen

Eine interessante Entwicklung erzählen auch die Eintrittskarten von WM-Spielen, die zur Sammlung gehören. Bekommt man heute bereits für ein normales Bundesligaspiel Karten nicht unter 30 Euro, kostete eine Finalkarte für das Endspiel in München 1974 70 D-Mark. Und das Ticket für das Finalspiel bei der WM 1954 in Bern zwischen Deutschland und Ungarn war für sechs Schweizer Franken zu haben.

Zu einer perfekten WM-Sammlung gehört eigentlich auch ein Autogramm vom aktuellen Bundestrainer. Doch ausgerechnet das fehlt in Herzogs Sammlung. Dabei bekam der Poltringer Fußballfan Jogi Löws Unterschrift vor der Fußball-WM 2014 sogar auf dem Silbertablett serviert. Dass der sonst so findige Herzog sich das durch die Lappen gehen ließ, ärgert ihn heute noch: „Ich hatte dienstlich auf dem Flughafen in Offenburg zu tun und traf in einem leeren Gang auf einen Mann. Wir schauten uns an, grüßten uns gegenseitig und erst, als er an mir vorbeigegangen war wurde mir bewusst, dass ich Jogi Löw getroffen hatte. Kurze Zeit später sah ich ihn wieder, umringt von Autogrammjägern, wie er bereitwillig seine Unterschriften leistete.“

Nachdem die Fülle an unterschiedlichen Gegenständen rund um die WM-Turniere nicht zu überblicken ist, möchte sich Herzog künftig spezialisieren und verweist auf ein Buch über sämtliche WM-Maskottchen, das er sich eigens deshalb besorgt hat: „Die ersten Maskottchen gab es beim Turnier in England 1966“, weiß er und möchte als nächstes den Löwen „Willie“ erwerben, der damals die Ära der Maskottchen eingeleitet hatte. Weil solche Andenken teilweise allerdings hoch im Kurs stehen, ist auch da wieder seine Verhandlungskunst gefragt, denn er möchte sein persönliches Zehn-Euro-Limit nicht ausdehnen.

Übrigens sammelt Patrick Herzog nicht nur WM-Andenken. Bereits in seiner Kindheit hat er damit begonnen, Modellautos zu erstehen, „vornehmlich Ferrari- oder Porsche-Modelle im Maßstab 1:18 oder 1:24“, verweist er auf sein zweites Sammlerhobby. Zuletzt hat er sich im Boxenstopp-Museum zwei Porsche gekauft und seine Sammlung von etwa hundert Modellen damit erweitert. Die Autos bewahrt er allerdings nicht in der Garage auf. Die ist für den WM-Fußball reserviert.