Hochschule

„Gut gewählt ist halb gewonnen“

Die Studienabbrecherquote in Baden-Württemberg ist vergleichsweise gering.

03.06.2017

Von ROLAND MUSCHEL

Stuttgart. Während bundesweit 29 Prozent der Bachelor-Studenten ihr Studium vorzeitig abbrechen, fällt die Quote in Baden-Württemberg mit 18 Prozent deutlich niedriger aus. Handlungsbedarf sehen Landesregierung, Wirtschaft und Gewerkschaften dennoch. „Der Schwund ist zu hoch, zu viele junge Menschen müssen ihre Entscheidung korrigieren“, sagte Wissenschaftsministerin Theresia Bauer (Grüne) gestern bei der Vorstellung der Zahlen, die das Deutsche Zentrum für Hochschul- und Wissenschaftsförderung in einer Sonderuntersuchung für Baden-Württemberg erarbeitet hat.

Hauptursache sind Leistungsprobleme. Bessere Erfolgschancen als Studierende, die über den zweiten Bildungsweg ein Hochschulstudium aufnehmen, haben der Studie zufolge Gymnasiasten, und besonders gute solche, die eine gute Mathematiknote mitbringen. Die soziale Herkunft spielt ebenfalls eine Rolle: Studierende aus Akademikerfamilien sind im Schnitt erfolgreicher. Absolventen waren zudem deutlich häufiger in ihrem Wunschfach eingeschrieben als Abbrecher und viel stärker für ihr Fach motiviert. „Gut gewählt ist halb gewonnen“, sagte Bauer.

Dass Baden-Württemberg früher und intensiver auf eine Berufs- und Studienorientierung hinwirkt, gilt als wesentlicher Grund für die im Bundesvergleich geringe Abbrecherquote. Mit den neuen Bildungsplänen werde dem ein noch höherer Stellenwert eingeräumt, sagte Bildungsministerin Susanne Eisenmann (CDU).

Das spannendste Ergebnis der Studie sei, dass der Prozess des Studienabbruchs in Baden-Württemberg deutlich früher und kürzer als im Bundesschnitt ausfalle, sagte der Verfasser Ulrich Heublein. Im Südwesten verlassen Abbrecher die Hochschule demnach nach 3,9 Semestern, bundesweit erst nach 4,7 Semestern. Das überraschendste Ergebnis sei, der deutliche Trend bei Abbrechern zur Berufsausbildung: 44 Prozent von ihnen schlagen diesen Weg ein – doppelt so viele wie noch 2008.

Die Arbeitgeber in Baden-Württemberg sehen sich durch die Studie in ihrer Forderung bestätigt, die Vermittlung von Kompetenzen in den „Mint“-Fächern Mathe, Informatik, Naturwissenschaft und Technik zu stärken. Roland Muschel