Tübingen

Gibt Freiheit

Albrecht Kiedaisch forderte in einem Leserbrief „Grund für alle“ statt Grundeinkommen für alle (14. Februar).

16.02.2017

Von Gebhard Bock, Tübingen

Danke, Herr Kiedaisch, für die Einlassung zum „bedingungslosen Grundeinkommen.“ Darunterwird eine Idee diskutiert, die so allerdings nicht bedingungslos meint. Wie im Gesetz das Eigentum verpflichtet, ist auch das (bedingungslose) Einkommen verpflichtend.

Die gleichmäßige Verteilung von Boden kann die Welt nicht retten. Es kommt auf die Nutzung an, und auch die ist verpflichtend.

Selbstverständlich darf das Grundeinkommen nicht zum Selbstbedienungsladen für Schmarotzer werden. Doch leistungsschwache Menschen, solche, die zeitlich begrenzte Leistungspausen für die Erziehung der Kinder, Pflege von Angehörigen, wegen Krankheit oder psychischer Erschöpfung benötigen, werden dankbar ihre Leistung einbringen, wo sie gar nicht oder schlecht bezahlt ist. Auch solche Leistungen haben Anerkennung verdient.

In Kanada wurde bei einem Feldversuch mit dem Grundeinkommen festgestellt, dass die Schulkinder plötzlich höhere Leistungen bringen. Da gibt das Grundeinkommen auch Freiheit in der Lebensgestaltung.

Bei zunehmender Automatisierung wird Arbeitskraft frei, die zwischenmenschlich, sozial und künstlerisch in die Gesellschaft einfließen kann. Zunehmende und immer neue Spezialisierung in der Arbeitswelt wird die Lebensarbeitszeit auf seine Weise verkürzen. Da gibt es Raum für Lebensqualität, die nicht mit Geld erworben werden kann – persönliches Engagement inbegriffen. Wichtig ist: Auch niedriger bezahlte Leistung verdient Anerkennung.