Dank nahmen die Patres an

Gedächtnisfeier an Kriegsopfer und ein Fest für die Franziskaner im Weggental

Die Rottenburger Marinekameradschaft verband am Sonntag ihren jährlichen Gedenkgottesdienst an die Seeschlacht vor dem Skagerrak mit einer Dankes-Feier für die Franziskaner, die im Oktober Rottenburg verlassen werden. Hunderte Besucher kamen ins Weggental.

30.05.2016

Von Dunja Bernhard

Rottenburg. Schon lange vor Gottesdienstbeginn waren alle Sitzplätze in der Weggental-Kirche belegt. Martin Dreiling, Dirigent des Shanty-Chors, bot den Stehenden an, zwischen den Sängern im Chorraum Platz zunehmen. Der Besucherandrang riss jedoch nicht ab. Viele Gläubige mussten während des Gottesdienstes stehen, darunter Oberbürgermeister Stephan Neher, Erster Bürgermeister Volker Derbogen und seine Frau Karin.

Seit 1952 gedenkt die Rottenburger Marinekameradschaft jedes Jahr Ende Mai in der Weggentalkirche der Gefallenen der größten Seeschlacht im Ersten Weltkrieg und der Verstorbenen des eigenen Vereins. Am Sonntag schlossen sie die bei der Flucht im Mittelmeer Ertrunkenen mit ein. „In diesem Jahr sollen es schon mehr ein 1000 sein“, sagte Pater Franz.

Als er als Gymnasiast das Buch von der Schlacht am Skagerrak gelesen habe, genoss er jeden Untergang eines feindlichen Schiffes, erzählte Pater Franz in seiner Predigt. Mittlerweile habe er einen Prozess der Reife durchgemacht. „Heute sehe ich das anders.“ Es sei wohl ein Zeichen Gottes gewesen, dass es damals keinen Sieger gab.

Die feindlichen Truppen auf beiden Seiten seien mit dem Wunsch „Gott mit uns“ in die Schlacht gezogen. Es gebe Kritiker, die sagten, der Gott der jüdischen und christlichen Religion führe zu Intoleranz und sei die Wurzel kriegerischer Auseinadersetzungen bis heute, führte Pater Franz aus. Wer das glaube, dem rate er, das Evangelium erneut zu lesen und sich vom dem ergreifen zu lassen, was dort aufleuchte: „Jesus ist der Vertraute für alle Menschen.“ Die eigene Religion dürfe nicht als Ideologie missbraucht werden. Glaube solle nicht zu Intoleranz führen, sondern einen einladenden Charakter haben. Statt zu missionieren, sollten Christen sich selbst im Glauben immer mehr verwurzeln und von ihrem Glauben erzählen. Alle Menschen seien in Gottes Gnade und Liebe. „Gott ist der Vater aller Menschen.“

Gestern verband die Marinekameradschaft die Gedächtnisfeier mit einem Dankes-Fest für die Franziskaner-Brüder, die im Oktober das Rottenburger Kloster aufgeben. Nicht nur durch jährliche Gedächtnisfeier und Weihnachtskonzert fühlen sich die ehemaligen Seefahrer den Patres verbunden, sondern auch weil sie die Gartenpflege übernommen haben. Mit Stadtkapelle, Bürgerwache, Kolpingsfamilie, Urbansbruderschaft, Orgelbau-Förderverein und Weiler Singkreis holte die Marinekameradschaft weitere Vereine für das Fest ins Boot. Zunächst war an ein Abschiedsfest gedacht worden, „doch davon wollten die Patres nichts wissen“, sagte Dreiling. Einem Fest als Geste des Dankes stimmten sie jedoch zu.

Im Festzelt vorm Kloster herrschte ausgelassene Stimmung. Die Patres mischten sich unter die Gäste an den dicht besetzten Tischen. Auch hier reichten die Plätze nicht aus. Die Mitglieder der Urbansbruderschaft hatten beim Servieren von Maultaschen und Würsten alle Hände voll zu tun. Stadtkapelle, Bürgerwache, Shantychor und Singkreis sorgten für Unterhaltung. Der Erlös des Tages trägt zur Finanzierung der neuen Orgel bei.

Gottesdienst der Marinekameradschaft Rottenburg in der Weggentalkirche zum 100. Jahrestag der Seeschlacht vor dem Skagerrak. Bild: Kuball

Gottesdienst der Marinekameradschaft Rottenburg in der Weggentalkirche zum 100. Jahrestag der Seeschlacht vor dem Skagerrak. Bild: Kuball