33 kleine Wunder in der Uniklinik · Patienten erzählen

Für viele bedeutet die Universitätsmedizin die Rettung – ihre Geschichten erzählt eine Ausstellung

Ganz frisch ist die Nachricht vom starken Abschneiden beim Focus- Krankenhausranking, als die Wanderausstellung der Deutschen Universitätsklinika im Uniklinikum Tübingen eröffnet wird.

09.10.2017

Von Ines Kunze

Zweimal Ziegler: Der Familienvater und sein Stellvertreter aus Pappe berichten über die Rettung in letzter Minute. Bild: Sommer

Zweimal Ziegler: Der Familienvater und sein Stellvertreter aus Pappe berichten über die Rettung in letzter Minute. Bild: Sommer

Das Konzept: 33 lebensgroße Pappaufsteller von Patienten werden nacheinander in den 33 Uni-Kliniken ausgestellt, wo den Patienten das Leben gerettet oder wesentlich verbessert wurde.

Dass das Uniklinikum Tübingen dazugehört, wirkt mit Blick auf das Focus-Ranking fast selbstverständlich: Bundesweit auf Platz 5 von 100 wird das Klinikum in 14 Disziplinen als Top-Krankenhaus empfohlen, in 12 davon gehört es zur Spitzengruppe.

Wie die Patienten von den außergewöhnlichen Leistungen profitieren, zeigt der Fall von Michael Ziegler. Der 52-Jährige litt jahrelang an einer Muskelerkrankung. Kurz vor Weihnachten 2015 arbeitete schließlich sein Herz nicht mehr, die Organe versagten. „Er wurde unter wehenden Fahnen hier eingeliefert“, erinnert sich Prof. Christian Schlensak.

Der Ärztliche Direktor der Universitätsklinik für Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie Tübingen ordnete ein künstliches temporäres Herz an. Dieses wird implantiert, Schläuche überbrücken das kranke Herz und die Lunge, sodass der Blutkreislauf künstlich aufrecht erhalten wird. „Als es diese Technologie noch nicht gab“, sagt Schlensak, „sind solche Patienten einfach gestorben“.

Ziegler überlebte und kann heute dank künstlicher Pumpe und stets mitgeführten Akkus sein Leben wieder wie vorher meistern. Nur schwimmen darf er nicht, wegen der Infektionsgefahr. Denn die außenliegenden Akkus sind durch die offene Bauchdecke, mit dem Kunstherz verbunden.

Doch auch daran werde gearbeitet, sagt Schlensak, der solche Operationen seit fast 20 Jahren durchführt. Es sei schon ein riesiger Fortschritt, dass Ziegler seine Akkus heute in einer kleinen Tasche mitführen kann. Die Forscher arbeiten daran, dass auch die Akkus künftig so klein sind, dass sie unter die Bauchdecke gesetzt werden können.

Neben Zieglers Pappaufsteller stehen 32 weitere auf den Ebenen 3 und 4 der Kinderklinik, der Crona-Klinken sowie der Medizinischen Klinik verteilt. Sie alle erzählen Geschichten von Menschen, deren Leben stark eingeschränkt oder bedroht war.

Wie das der Geschwister Vivien und Benjamin, die an einer seltenen Zyste im Gehirn erkrankten und dank rechtzeitiger Diagnose und Behandlung von Spezialisten der Greifswalder Universitätsmedizin heute geheilt sind. Oder die Geschichte des heute 35-jährigen Christian Ehrenbruch, der seit der Kindheit unter Mukoviszidose leidet, einer Stoffwechselerkrankung, durch die Körpersekrete viel zäher als normal gebildet werden. Durch verdickten Schleim hatte er jahrelang Atemprobleme, musste immer wieder in Therapie, bekam starke Medikamente. Heute lebt er mit einer Spenderlunge, kann sogar wieder Sport machen.

Pappaufsteller unterwegs

Noch bis zum 22. Oktober sind die Pappaufsteller in der Kinderklinik , den Cronakliniken und der Medizinischen Klinik Tübingen auf dem Schnarrenberg ausgestellt. Danach wandert die Ausstellung zu ihrem letzten Standort, dem Universitätsklinikum Jena (24.Oktober -13. Dezember). Für das nächste Jahr wird überlegt, die Ausstellung in den Landesparlamenten zu zeigen.

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Erstellt:
09.10.2017, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 20sec
zuletzt aktualisiert: 09.10.2017, 01:00 Uhr

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