Frauenmode als politisches Statement im Wandel der Zeit

19.09.2017

Von PR

Das Wort „Mode“ verbinden viele mit aktuellen Trends, Modeschauen und vollen Kleiderschränken – manche sogar mit Oberflächlichkeit. Dabei hat die Mode rückblickend betrachtet oft einen großen politischen und gesellschaftlichen Einfluss gehabt.

Heutzutage gibt es eine riesige Auswahl an modischer Kleidung – nicht nur in Fußgängerzonen kann man nach Herzenslust shoppen, auch das Internet bietet für jeden Anlass, jeden Geschmack und jeden Typ etwas an. Sei es qualitativ hochwertige Mode auch für große Größen bei Peter Hahn, Damen- und Herrenmode für Langgrößen bei Melongia oder Kurzgrößen bei bellapetite. Diese Auswahl und vor allem diese Freiheit, genau das zu tragen, was man möchte, gab es nicht immer. Vor allem Frauen wurde lange Zeit vorgeschrieben, was sie tragen dürfen und was nicht.

Kleidung als Symbol der Befreiung

Anfang des 20. Jahrhunderts trat eine Gruppe von Frauenrechtlerinnen in Großbritannien und den USA – Suffragetten genannt – für ein allgemeines Wahlrecht ein. Sie nutzten bereits Kleidung als politisches Statement: In ihren weißen weiten Röcken und Blusen hatten sie mehr Bewegungsfreiheit als in den damals üblichen Korsetts und profitierten gleichzeitig vom Wiedererkennungswert dieser gemeinsamen Mode. Die Kleidung diente hier in zweierlei Hinsicht als Symbol: als Symbol für die Befreiung der Frau aus den Engen des Korsetts und gleichzeitig als Zeichen gegen die Unterdrückung der Frau – nicht nur in kleidungstechnischer Hinsicht.

Hosen waren für Frauen einst verboten

Heutzutage sind Frauen in Hosen schon lang kein Skandal mehr – im Gegenteil: Sie sind kaum noch aus der Damenmode wegzudenken. Ob Skinny-, Mom- oder Boyfriend-Jeans, ob Jogging- oder Bundfaltenhosen – das Angebot ist riesig. Noch im 19. Jahrhundert waren hosentragende Frauen jedoch verpönt. Als Amelia Bloomer, die Herausgeberin des feministischen Magazins „The Lily“ im Jahr 1851 öffentlich eine Hose trug, war das ein riesiger Skandal. In Paris galt nämlich damals das Gesetz, dass Frauen, die eine Hose anziehen möchten, dies vorher bei der Polizei beantragen mussten. Die Schriftstellerin George Sand bediente sich dieser Möglichkeit, denn sie wollte sich frei bewegen können, was in Kleidern und engem Korsett kaum möglich war.

Dank Amelia Bloomer, die knöchellange, weite Hosen entwarf, was der Modedesigner Paul Poiret mit Haremshosen in seinen Kreationen weiterführte, gewann die Frauenhose nach und nach an Beliebtheit. Nichtsdestotrotz führte der Film „Marokko“ auch im Jahre 1930 noch zu einem Skandal, da Schauspielerin Marlene Dietrich eine gerade geschnittene Hose mit weitem Bein trug. Nur wenige Jahre zuvor – in den 20er-Jahren – entwickelte die Modedesignerin Coco Chanel den sogenannten „Garçonne“-Look: kurz geschnittene Haare, Hosen und Blusen ohne einschnürendes Korsett.

Kleidung als Symbol für Selbstbestimmung

Aber auch der Designer Yves Saint Laurent trug seinen Teil zur „Politisierung“ der Mode bei. Er selbst sagte: „Chanel schenkte den Frauen die Freiheit, ich konnte ihnen die Macht geben.“ Anfang der 60er-Jahre schickte er seine Models ohne BH in transparenten Blusen über den Laufsteg und entwarf den ersten Smoking für die Frau. Dieser Hosenanzug galt für viele Frauen als Symbol der Selbstbestimmung: Einst Herren-Kleidungsstücke, die vor allem auch Macht demonstrierten, wurden sie nun auch für Frauen designt.

Mitte der 60er-Jahre war der Minirock dann Ausdruck eines neuen Lebensgefühls der Frauen. Mit dem kurzen Kleidungsstück befreiten sich junge Frauen vom Zwang, stets adrett auszusehen. Eine wahrhafte Moderevolution: Der Rock sorgte nicht nur für mehr Beinfreiheit, er stand allgemein für die Befreiung und Selbstbestimmung der Frau.

Die heutige Moderevolution: Statement-Shirts

Zwar ist es heutzutage kein Skandal mehr, wenn Frauen Hosen oder Miniröcke tragen – nichtdestotrotz ist die Mode auch heute (wieder) politisch. Und das ist auch wenig überraschend in einer Zeit, in der ein Präsident die USA regiert, der sich frauenverachtet äußert, und Frauen in Deutschland noch immer bis zu 21 Prozent weniger Gehalt bekommen. Auf vielen aktuell produzierten T-Shirts sieht man große Prints mit Sprüchen wie „The Future is female“ oder „We should all be feminists“. Von manchen wird diese kalkulierte Vermarktung des Feminismus zwar kritisiert, andererseits erfüllt die Mode damit aber auch heute eine ihr zugedachte Funktion: als gesellschaftliches Sprachrohr zu fungieren.

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Erstellt:
19.09.2017, 10:41 Uhr
Lesedauer: ca. 3min 08sec
zuletzt aktualisiert: 19.09.2017, 10:41 Uhr

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