Frances Ha

Frances Ha

Indie-Komödie um eine junge Frau, die sich in New York von einem Job zum nächsten hangelt und lustlos die Liebhaber wechselt.

23.07.2013

Von Dorothee Hermann

Frances (Greta Gerwig) hat einen unschätzbaren Vorzug. Egal, wie finster es für sie aussieht, als sie auch noch die Wohnung verliert: die ein wenig unbeholfene Tänzerin verliert nie die Fassung und bleibt immer in Kontakt mit den Menschen um sie herum. Sogar wenn sie mit einem Drehwurm im Kopf aufs Bett sinkt und sich nichts sehnlicher wünscht als ihre Ruhe, geht sie geduldig auf die Hilfsangebote ihres Mitbewohners ein.

Als Einstieg muss sie die Zurückweisung verkraften, dass ihre beste Freundin Sophie (Mickey Sumner) lieber zu einer blöden Kuh ziehen will, weil die halt in einem attraktiveren Stadtteil New Yorks wohnt. Prompt reiht sich Rückschlag an Rückschlag, nur: Frances läuft einfach immer weiter. Als sie bei einem Abendessen mit lauter arrivierten Yuppies aufgelaufen und zudem völlig pleite ist, bucht sie noch einen Flug nach Paris.

Die französische Nouvelle Vague ist der Ursprung des Retrolooks, für den sich Regisseur Noah Baumbach („Greenberg?) entschieden hat. Nur die allgegenwärtigen Tablets und Smartphones signalisieren, dass die Figuren nicht durch ein nostalgiesattes Gestern taumeln, sondern unter den verschärften Konkurrenz- und Erreichbarkeits-Bedingungen der Gegenwart unterwegs sind. Als Frances einmal durch die verwaschenen Grau- und Schwarztöne einer New Yorker Nacht sprintet, sind nur die typischen US-Polizeisirenen vertraut. Den Gesichtern gibt der Schwarz-Weiß-Look die Intensität von Fotoporträts der sechziger Jahre ? statt der austauschbaren Buntheit massenhafter Handyschnappschüsse. Dadurch konzentriert man sich mehr auf die Mimik, zumal die Dingwelt (etwa ein kurz ins Bild gerückter Supermarkt) ohne Farbe überraschend glanzlos wirkt.

Was Kameramann Sam Levy an der Grenze zwischen Grauschattierungen und erstaunlich klarem Schwarz leistet, ist meisterlich. Etwa, wenn sich nach leicht unscharfen Innenaufnahmen plötzlich das scheinbar helle Dunkel der Tanzbühne öffnet. Die wie aus dem Augenblick entwickelten Dialoge dürften ebenso sorgfältig gestaltet worden sein. „Du wirkst viel älter als Sophie, aber weniger erwachsen?, muss Frances sich einmal anhören. Kein Wunder, dass sie irgendwann als persönliches Motto kundtut: „Ich liebe Dinge, die wie Fehler aussehen?.

Zeigt auf charmant unbeholfene Art, dass New York nicht allein den Yuppies gehört.

Frances Ha