Leonie Adam aus Filderstadt ist in Rio die einzige deutsche Trampolinturnerin – Vom Sport alleine kann sie nicht leben

„Es ist ein Geschenk, dabei zu sein“

Die 23-jährige Trampolinturnerin Leonie Adam hat viel trainiert, um in Rio hoch zu springen. Dabei sind ihre eigenen Erwartungen bescheiden.

30.07.2016

Von ANDREAS STRAUB

Leonie Adam will auf dem Trampolin hoch hinaus. Foto: dpa

Leonie Adam will auf dem Trampolin hoch hinaus. Foto: dpa

Filderstadt. Es gibt sicherlich weniger Olympiateilnehmer, die ihren Sport als Hobby bezeichnen, als Profis. Die amtierende Deutsche Meisterin im Trampolinturnen, Leonie Adam, gehört zu diesen Teilzeit-Athleten. „Es ist eine sehr zeitintensive Beschäftigung momentan, aber davon leben kann man nicht“, sagt Adam, die in Rio ihre Olympia-Premiere feiert.

Die 23-Jährige kommt aus Filderstadt-Bonlanden und geht für den MTV Stuttgart an den Start. Sie trainiert bei Bundestrainer Michael Kuhn an der Landessportschule Ruit. „Leonie ist fleißig, athletisch fit und überzeugt durch eine gute Sprunghöhe“, sagt Kuhn, selbst ehemaliger Vize-Weltmeister im Trampolinturnen, über seinen Schützling. Um eine langfristige Perspektive zu haben, studiert Leonie Adam Betriebswirtschaft an der Hochschule Nürtingen.

Gerade nimmt sie allerdings bereits ihr zweites Urlaubssemester, anders geht es bei diesem Trainingsplan nicht: Achtmal wöchentlich steigt sie aufs Trampolin, insgesamt etwa 25 Stunden, davor oft noch ins Fitnessstudio. Zum Mittagessen fährt sie heim, zu den Eltern. Bei denen wohnt sie noch – mit lediglich einem kleinen monatlichen Unterstützungsbetrag der Sporthilfe ist es nicht anders möglich.

Leonie Adams Mutter hat sie zum Trampolinturnen gebracht. Sie hatte die beeindruckenden Figuren bei einer Live-Show gesehen und die Tochter mit zum Turnverein Ruit genommen, wo die damals Siebenjährige ihre ersten Sprünge wagte. Schnell zeigte sich das Talent für atemberaubende Schrauben und spektakuläre, mehrfache Saltos. „Mir hat geholfen, dass ich schon vorher im Turnen war“, sagt Adam, „eine gute Körperspannung ist entscheidend.“ Doch auch Geduld und, wie sie betont, ein „gesunder Ehrgeiz“ seien wichtig.

In Rio darf Leonie Adam auf die Unterstützung der ganzen Familie hoffen: Eltern, Geschwister und die beste Freundin haben die Reise in die brasilianische Metropole gebucht, um sie zu unterstützen. „Ich freue mich auch auf die Begegnung mit anderen Sportlern aus der ganzen Welt im olympischen Dorf“, sagt Adam. Doch freilich steht der Wettkampf im Vordergrund.

Wie hoch wird sie in Rio springen? Der Vorkampf am Freitag, 12. August, mit 16 Teilnehmerinnen besteht aus einer Pflicht und einer Kür mit jeweils zehn Sprüngen. Dabei fließt die Haltung und die Höhe in die Bewertung mit ein, hinzu kommt der Schwierigkeitsgrad der Sprünge. Die besten Acht kommen ins Finale, wo es nur noch die Kür gibt. „Mein Ziel ist es, einen guten Vorkampf abzuliefern“, sagt Adam, die bei der WM 2015 auf dem 20. Platz landete. „Ich erwarte nicht, unter die besten acht zu kommen. Aber es ist bereits ein Geschenk, dabei zu sein.“

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Erstellt:
30.07.2016, 06:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 17sec
zuletzt aktualisiert: 30.07.2016, 06:00 Uhr

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