Jet Investment übernimmt Hoeckle

Es geht weiter beim insolventen Mössinger Kurbelwellen- und Pleuelstangen-Hersteller

„Es waren die ganze Zeit Aufträge da.“ Jedoch habe man sich mit Hochdruck darum bemühen müssen, die Mitarbeiter motiviert zu halten, erzählt Reiner Witzenberger, kaufmännischer Leiter der Eberhard Hoeckle GmbH, die auf Kurbelwellen, Pleuelstangen und Motoren spezialisiert ist.

16.11.2017

Von Gabi Schweizer

Jetzt ist er sehr froh über die Lösung, die sich nach „aufwändigen zwei Jahren der Restrukturierung“ ergeben hat – und hofft, neue Mitarbeiter für vakante Stellen zu gewinnen. Die tschechische Jet Investment a.s. übernimmt rückwirkend zum 1. November die Hoeckle-Gruppe. Diese bleibt als solche bestehen, wird jedoch Teil eines größeren Firmenverbunds, dem rund 10 Unternehmen angehören. Als „Super-Ergänzung“ sieht Witzenberger dies an, denn Jet kenne sich in diesem Industriesegment gut aus und besitze bereits eine Firma, die sich auf Kurbelwellen spezialisiert habe – allerdings nicht für Hochleistungsmotoren wie Hoeckle, sondern für Landmaschinen und Schiffe. „Es gab bis zuletzt Interessenten aus dem deutschsprachigen Raum“, berichtet Witzenberger. „Der jetzige Käufer hat ganz klar eine Strategie für die Zukunft aufzeigen können“ – so begründet er, warum die Wahl auf Jet Investment fiel. Vor allem sei es darum gegangen, große Kunden wie Daimler, AMG, Porsche und BMW von Hoeckles Zukunftsfähigkeit zu überzeugen.

Wie berichtet, schrieb die Eberhard Hoeckle GmbH seit 2013 rote Zahlen und musste deshalb im Mai Insolvenzantrag stellen. Ein Werk im slowakischen Klasov mit 26 Mitarbeitern hatte sie kurz davor geschlossen. Der Stammsitz in Mössingen (derzeit gut 60 Mitarbeiter) und das große Werk im österreichischen Langenegg (etwa 325 Mitarbeiter – wegen Elternzeit oder Krankheit Pausierende jeweils mitgerechnet) sollten jedoch gehalten werden. Bei der Hoeckle Motors GmbH & Co KG, im Frühjahr gegründet und von der Insolvenz nicht betroffen, sind 27 Menschen beschäftigt. Hoeckle Motors verkauft Motoren, setzt sie instand und handelt mit Ersatzteilen. Als „Share Deal“, also komplett, ging diese Firma an Jet Investment über. Die Werke der Eberhardt Hoeckle GmbH in Mössingen und Langenegg hingegen wurden als sogenannte „Asset Deals“ übernommen – also nur die Vermögenswerte ohne die Schulden. Aus dem Verkaufserlös werden die Gläubiger bedient.

Künftig „Hoeckle Germany“ und „Hoeckle Austria“

Das operative Geschäft bleibt laut Witzenberger in Deutschland und Österreich, jedoch kommt Jet als übergeordnete Struktur hinzu. Übergangsweise tragen die Firmen die Namen Jet Motor Service GmbH und Jet Motorteile GmbH, jedoch soll es künftig eine „Hoeckle Germany“ und eine „Hoeckle Austria“ GmbH geben.

Das 1928 gegründete Unternehmen stellt vor allem Kurbelwellen und Pleuelstangen für die Automobilindustrie her. Seit 1944 hat es seinen Sitz in Mössingen, das österreichische Werk wurde im Jahr 2000 gegründet. Die Gesellschafter der Hoeckle-Gruppe, Martha und Gert Hoeckle, wollten das Unternehmen auch aus Altersgründen veräußern.

Während des Insolvenzverfahrens lief der Betrieb in Eigenverwaltung weiter, begleitet von einer Unternehmensberaterfirma und der Stuttgarter Kanzlei Grub Brugger. Die Eigenverwaltung ist mit dem Verkauf beendet, als Insolvenzverwalter agiert der bislang als Sachwalter eingesetzte Tübinger Anwalt Gerhard Walter. Bei einer Regelinsolvenz sei „die technische Abwicklung einfacher“, erklärt Witzenberger.

Als „großen Erfolg“ bezeichnet Martin Mucha, Fachanwalt für Insolvenzrecht bei Grub Brugger, den Verkauf: Die Hoeckle-Gruppe habe „nach intensiver Suche einen verlässlichen neuen Eigentümer gefunden“. Die Käuferfirma, 1997 gegründet, schreibt über sich selbst: „Jet Investment konzentriert sich hauptsächlich auf den Kauf mittelständischer Hersteller- und Technikbetriebe, die sie als vielversprechend im Hinblick auf Potenzial und Gewinn betrachtet.“ Sie nutzt dabei sogenannte „Private Equity Fonds“, wirtschaftet also vor
allem mit privatem Geld – die Anleger bekommen im Gegenzug Gewinnanteile.

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Erstellt:
16.11.2017, 23:03 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 39sec
zuletzt aktualisiert: 16.11.2017, 23:03 Uhr

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