Hofbesuch

Einmal durch den Stall

Bei einem Hemmendorfer Mastbetrieb war CDU-Sommerfest.

07.08.2017

Von Fred Keicher

Am Sonntag zeigte Wolfgang Narr (vorne) Interessierten seinen Rinderställe. Bild: Keicher

Am Sonntag zeigte Wolfgang Narr (vorne) Interessierten seinen Rinderställe. Bild: Keicher

„Riechen Sie etwas?“, fragte Wolfgang Narr einen Besucher, als sie nach der Stallführung wieder im Freien standen. „Sie sind jetzt durch zwei Ställe gegangen mit insgesamt 400 Tieren. Und Sie riechen nichts an der Kleidung. So muss es sein. Die Tiere müssen trocken im Stroh stehen.“

Am Sonntag war auf dem Hof einiges los. Rottenburgs Oberbürgermeister Stephan Neher war gekommen und Annette Widmann-Mauz, die CDU-Bundestagsabgeordnete und Staatssekretärin, hielt auf Einladung des CDU-Ortsverbands Rammert eine wahlkämpferische Begrüßungsrede.

Die Rindviecher nahmen den Besuch gelassen auf. Es gab keinerlei Unruhe im Stall als die 30-köpfige Besuchergruppe den breiten Mittelgang hinaufging. „Sie stehen im Stroh und sind gefüttert“, erklärte Narr. Die Tiere sind bei ihm nach Alter und Rasse getrennt. Auf der einen Seite die Charolais-, auf der anderen die Limousin-Bullen. Erstere sind dunkelbraun und haben ziemlich spitze Hörner, die anderen haben ein helles Fell und genetisch bedingt keine Hörner. Narr schätzt diese ursprünglich französischen Rassen, die sich zur Fleischmast besonders eignen: „Die haben einen geraden Rücken. Das gibt ein gutes Roastbeef.“

Im Alter von etwa acht Monaten kauft Narr die Tiere. Sie sind dann ein Jahr bei ihm, bis zur Schlachtreife. Gemästet werden hauptsächlich Bullen. Im Jungtierstall stehen auch ein paar weibliche Tiere. Die würden nicht so schwer wie die Bullen. Aber ihr Fleisch sei feiner: „Schön marmoriert“, schwärmt Narr

Ob er gefahrlos in den Freilaufstall hineingehen könne, wurde Narr gefragt. Natürlich, antwortete der. Die Tiere würden ihn ja kennen. Allerdings würde er nur hingehen, wenn er Tiere zum Schlachten hole. Die kämen dann ohne Problem mit. Darüber wundern sich seine Zuhörer dann doch. „Die wissen ja nicht, was mit ihnen passiert“, sagt der Bauer lakonisch.

Den Bauernhof hat er von seinem Vater Walter übernommen und die Bullenmast aufgebaut. „In dem Hof stecken 17 Jahre Aufbauarbeit“, sagte er. Vermarktet wird das Fleisch im eigenen Hofladen. Vor drei Jahren kam als weiteres Standbein eine Biogasanlage. Betrieben wird sie mit dem Mist, der auf dem Hof anfällt. Der Gärrest, der schlussendlich auf die Felder kommt, ist geruchlos.

Von der Politik und der Öffentlichkeit wünschte er sich, dass die Landwirtschaft mehr Anerkennung bekommt. „Die Leute sehen doch, was wir produzieren und dass wir unterbezahlt sind. Wir Bauern bemühen uns, dass wir ein ordentliches Produkt liefern.“ Eigentlich hatte Narr am Sonntag den Kopf voller anderer Dinge, als dem CDU-Sommerfest. „Ich hab noch 50 Hektar Weizen stehen. Die müssen dringend geerntet werden.“