Kathrin Kammerer hat ihren ersten Hackbraten gekocht

Eine gute Hausfrau wird immer gewünscht!

Mein Großvater hat immer gesagt: Wenn du nicht kochen kannst, findest du keinen Mann. Was nicht mehr ganz zeitgemäß ist und wahrscheinlich auch nicht ganz ernst gemeint war, blieb mir trotzdem im Kopf.

27.06.2017

Von Kathrin Kammerer

Als Studentin hab ich meistens dort gegessen, wo ich auch gekellnert hab. Ging schnell, hat satt gemacht. Und wenn das nicht der Fall war, wurden Nudeln in allen Variationen gekocht. Dazu noch ein bisschen Müsli und Milch, eine Paprika, Pesto, zwei Bananen, zwei Eier – und der Kühlschrank war doch prima und völlig ausreichend gefüllt. Salz und Pfeffer reichten zum Würzen aus. Schnell, günstig und zur Not auch zwei Tage aufbewahrbar, lautete die Devise in meiner Küche.

Aber jetzt, da ich seit einem halben Jahr keine Studentin mehr bin, wollte ich endlich so richtig kochen lernen. Aber wie lernt man das denn eigentlich? Mit einem Kochbuch? Einem Kurs? Oder eher so learning by doing?

Ich entschied mich für letzteres. Spontan fiel mir der großartige Hackbraten meines Vaters mit den selbstgemachten Spätzle ein. Den wollte ich nachkochen. Per Whatsapp kam ich schnell an sein Rezept. Auf einer zweiminütigen Sprachnachricht erklärte er mir geduldig und in allen Schritten die Zubereitung.

Sein gut gemeinter, väterlicher Rat kam zum Schluss: Zur Sicherheit solle ich doch noch vor dem Kochen recherchieren, wo ich für den Essensgast und mich möglichst schnell einen Döner als Ersatz besorgen kann. „Weißt du, nur falls was schief gehen sollte...“

„Nichts geht schief!“, stellte ich klar. Das war jetzt kein reiner Hackbraten mehr für mich, er war zur Ehrensache geworden. Jetzt wollte ich beweisen, dass auch in mir ein paar Koch-Gene schlummern. Auf Youtube informierte ich mich über „Braten für Fortgeschrittene“. Und man glaubt es kaum: Dort gibt es tatsächlich dutzende Videos, in denen Hände – untermalt von fröhlicher Musik – Hack kneten und formen, den Braten bunt füllen, ihn brutzeln, schließlich schneiden und gekonnt anrichten. Mir wurde klar: Braten ist nicht gleich Braten. Den kann man nämlich auch noch mehr oder minder ausgefallen füllen und ummanteln: Mit Feta, Gemüse, Käse und Speck, mit einer Zwiebel-Kräuterfrischkäse-Füllung, mit Kartoffelbrei, ja sogar mit einem Ei.

Ich entschied mich für die Schafskäse-Variante und legte los. Der Zeitplan war bis ins Detail errechnet und ging tatsächlich auf. Mit einer leichten Kruste, nicht zu ausgetrocknet, aber auch nicht zu matschig, zog ich den Braten nach einer Stunde triumphierend aus dem Ofen.

Mein Vater bekam noch vor dem Verzehr ein Beweisbild per Whatsapp zugeschickt, mein Großvater natürlich auch. Dessen Antwort lautete: „Ist gut so, eine gute Hausfrau wird immer gewünscht. Gruß Oma und Opa. Ps: Das musst du uns natürlich auch mal beweisen, wenn du wieder zu Besuch kommst.“

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Erstellt:
27.06.2017, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 19sec
zuletzt aktualisiert: 27.06.2017, 01:00 Uhr

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