Kamera im Horst · Naturschutz via Internet

Eine Falkenfamilie auf der Schwäbischen Alb kann man per Webcam in ihrem Horst beobachten

Im Internet-Zeitalter gibt es alles, aber kaum noch Schutz der Privatsphäre. Diese leidvolle Erfahrung muss derzeit auf der Schwäbischen Alb auch eine Wanderfalkenfamilie machen.

20.05.2017

Von Matthias Reichert

Jungtiere im Wanderfalkenhorst. Bild: Andreas Buck

Jungtiere im Wanderfalkenhorst. Bild: Andreas Buck

Denn die Arbeitsgemeinschaft Wanderfalkenschutz (AGW) hat mit finanzieller Unterstützung durch das Förderprogramm „Biosphärengebiet Schwäbische Alb“ eine Kamera an einem Horst installiert. Diese Webcam sendet nun alle fünf Minuten ein Bild, das unter www.agw-bw.de/webcam im Internet abrufbar ist. Der genaue Standort des Horstes ist freilich geheim, damit die Fans den Falken nicht bald die Bude einrennen.
Er liegt irgendwo im Großen Lautertal, mehr will die AGW nicht verraten.

Zumindest der Arbeitsgemeinschaft ist bisher kein weiterer solcher Aufnahme-Standort bekannt. Andreas Buck von der AGW hat die Kamera 2015 gemeinsam mit Armin Waldbüßer aus Neu-Ulm und Bruno Roth aus Untermarchtal installiert. Den Strom liefert ein Solarpanel, die Fotos werden über Funk ins Internet übertragen, heißt es in einer Pressemitteilung.

Nachdem der Horst im letzten Jahr nicht belegt war, hatten Kritiker schon befürchtet, dass die Geräte die Wanderfalken abschrecken könnten. Doch im vergangenen Monat schlüpften wieder zwei putzmuntere Falkenküken. Das Bild unten zeigt die beiden Jungtiere etwa drei Wochen nach dem Schlüpfen. Es stammt aber nicht von der Horstkamera, sondern wurde beim Vogelberingen aufgenommen.

Auf der Geschäftsstelle des Biosphärengebietes ist man voll des Lobes über die „spannende und zeitgemäße Form der Öffentlichkeitsarbeit für den Naturschutz“, sagt Rüdiger Jooß. Gerade Jugendliche könnten so für Themen der Natur sensibilisiert und gewonnen werden. Was das für Möglichkeiten am heimischen PC eröffnet! Etwa diebische Elstern, die via Webcam auf frischer Tat ertappt werden.

Wenn im Lautertal alles gut geht – und kein Uhu kommt – werden die beiden Jungvögel nun im Juni ausfliegen, erklären die Wanderfalken-Freunde. Und wenn doch ein Uhu kommt, sind wir live übers Internet dabei.