Türkei

Ein Schauprozess

Heike Hänsel verfolgt den Prozess gegen Mesale Tolu in Istanbul.

12.10.2017

Von uja

Heike Hänsel Archivbild: Sommer

Heike Hänsel Archivbild: Sommer

Als einzige deutsche Bundestagsabgeordnete verfolgte gestern in Istanbul Heike Hänsel den Prozess gegen die deutsche Journalistin Mesale Tolu. Das Verfahren gegen die angebliche Terroristin sei, wie die Linken-Abgeordnete aus Tübingen der Nachrichtenagentur dpa sagte, ein „politischer Schauprozess“. Die Bundesregierung müsse deshalb den Druck auf den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan zügig erhöhen, um sie und weitere inhaftierte Deutsche freizubekommen. Die Vorwürfe der Terrorpropaganda und Mitgliedschaft in der linksextremen MLKP gegen Tolu seien nicht haltbar. „Es müsste eine sofortige Freilassung erfolgen, wenn man sich die Anklageschrift anschaut“, sagte Hänsel.

Tolu hatte die Vorwürfe zum Auftakt des Prozesses energisch zurückgewiesen. „Ich habe keine der genannten Straftaten begangen und habe keine Verbindung zu illegalen Organisationen“, erklärte sie. Trotzdem muss die deutsche Journalistin, wie das Gericht gestern beschloss, weiter in Untersuchungshaft bleiben.

Der 33-Jährigen, die mit ihrem zweijährigen Sohn im Gefängnis lebt, drohen nach Angaben ihrer Anwältin Kader Tonc bis zu 20 Jahre Haft. Die Verhandlung wird am 18. Dezember in Istanbul fortgesetzt.